Krankenhäuser in Not: Lauterbach will gegensteuern – Patienten könnten früher entlassen werden

Eine „beispiellose Infektionswelle“ sieht Karl Lauterbach in Deutschland. Der Minister will nun die Kliniken entlassen – dafür soll befristet eine Regelung fallen.
Berlin – Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will auf Schwierigkeiten der Krankenhäuser in der aktuellen Infektionswelle reagieren. Durch Bürokratieabbau, aber wohl auch durch frühere Entlassungen von Patienten. Das erklärte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
„Hohe Krankenstände und eine beispiellose Infektionswelle setzen vor allem Kinderkliniken unter Druck“, sagte der Minister. Daher solle neben finanzieller Hilfe das Personal von zusätzlichem Bürokratieaufwand spürbar entlastet werden. „Insbesondere Kinder dürfen nicht im Krankenhaus bleiben müssen, nur um Abrechnungsformalien zu genügen.“
Lauterbach will Krankenhäuser entlasten – auch durch frühere Patienten-Entlassungen?
Zugleich ergehe eine Aufforderung an die Krankenkassen, unter anderem Prüfungen durch den Medizinischen Dienst bis Ende Januar 2023 auszusetzen, stellte Lauterbach klar. Damit könnten weitere dringend nötige Behandlungskapazitäten geschaffen und auf allen Stationen Personal bei Dokumentationen entlastet werden.
In einem Schreiben Lauterbachs an die privaten und gesetzlichen Krankenkassen – genauer gesagt ihren Spitzenverband GKV – klinge auch die Option möglicher früherer Entlassungen aus den Kliniken an, schreibt das RND. Denn die Kassen sollen auch die „untere Grenzverweildauer“ bis Ende Januar aussetzen. Unterschreitet der Aufenthalt eines Patienten diese Marke, bekommen die Krankenhäuser normalerweise weniger vergütet. Die Regelung soll eigentlich verhindern, dass Menschen aus Kostengründen zu früh entlassen werden. Sie kann aber auch zu nicht zwingend notwendigen längeren Aufenthalten führen.
Infektionswelle in Deutschland: Millionen-Euro-Paket ist bereits auf dem Weg
Viele Kinderpraxen und Kinderstationen sind wegen einer Welle an Atemwegsinfekten gerade stark überfüllt. Auch unabhängig von der akuten Krise hatte der Bundestag ein Gesetzespaket zu Krankenhäusern beschlossen, das mehr Geld für Kinderkliniken und Entlastungen bei dringend benötigten Pflegekräften bringen soll. Für Kinderkliniken soll es 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben. (dpa/fn)