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NDR-Affäre: „Für mich ist das Ausmaß erschreckend“

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Von: Moritz Serif

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Daniel Günther
Besonders Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther soll durch die NDR-Berichterstattung geschützt worden sein. © Axel Heimken/dpa/Archivbild

Gibt es beim NDR „Hofberichterstattung“? Das ist einer der Vorwürfe, der gegen den Sender im Raum steht. Der NDR dementiert.

In der NDR-Affäre gibt es neue Details. Demnach haben 72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesfunkhauses einen Brandbrief an den Sender verfasst. Sie fordern „eine lückenlose und transparente Aufarbeitung aller Vorwürfe“. „Es ist uns wichtig, dass alle Vorwürfe aufgeklärt werden“, so die Medienschaffenden. Das sei nötig, um „verlorenes Vertrauen bei uns und bei den Zuschauer*innen, Zuhörer*innen und User*innen wieder herzustellen.“ Das Schreiben liegt dem Stern exklusiv vor. Auch ntv berichtet darüber.

Die Vorwürfe gegen den Sender lauten Hofberichterstattung sowie Zensur. Außerdem gebe es politische Filter. Die Regierungspartei CDU, insbesondere Ministerpräsident Daniel Günther, sei durch die Berichterstattung geschützt worden. Beispielsweise habe der NDR nicht über eine Alkoholfahrt mit Unfallfolgen des einstigen CDU-Abgeordneten Hans-Jörn Arp berichtet. Der Politiker hatte 2019 mit 1,6 Promille zwei Autos gerammt. Arp galt als enger Vertrauter von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther.

NDR-Affäre: Mitarbeitende sprechen von Einfluss auf Berichterstattung

„Sie berichten uns, dass sie den Eindruck hätten, es gäbe einen Filter in der Redaktion. Berichterstattung werde teilweise verhindert und kritische Informationen heruntergespielt. Autoren würden abgezogen und Beiträge in den Abnahmen massiv verändert. Die Stimmung in der Abteilung sei vergiftet, da Konflikte so lange schwelen“, so der Redaktions-Ausschuss.

„Für mich ist das Ausmaß erschreckend“, sagt der EU-Abgeordnete Patrick Breyer im Stern. „Wenn er (der NDR) eine Propagandaabteilung oder der Hofberichterstatter der Regierung ist, dann verliert er wirklich seine Existenzberechtigung.“ Das sei ein „viel größerer Skandal als die Verschwendung von öffentlichen Geldern, wo man versucht, sich persönlich zu bereichern“, so Breyer. „Beim NDR geht es um die ganz grundsätzliche Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in einer Demokratie“, sagte der Politiker.

NDR weist Vorwürfe „entschieden“ zurück

Der NDR weist die Vorwürfe „entschieden“ zurück. Es fehle nicht an Distanz zu den Politikern und man habe keine „politisch motivierte Einflussnahme“ auf die Berichterstattung gegeben. Auch der Redaktionsausschuss mache sich diesen Vorwurf nicht zu eigen. Laut Stern haben sich Fernsehchef Norbert Lorentzen und Julia Stein, Redaktionsleiterin „Politik und Recherche“, in der Sache für befangen erklärt. Sie nehmen nun keine Beiträge mehr ab, die sich mit den Vorwürfen gegen den NDR befassen. (mse)

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