Update vom 27. Februar, 10.48 Uhr: Ab 11 Uhr wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SDP) in Berlin eine Regierungserklärung zum Ukraine-Konflikt geben (siehe Erstmeldung). Wir berichten dann an dieser Stelle das Wichtigste aus dem Livestream dazu.
Erstmeldung vom 26. Februar: Berlin - Welche Position nimmt Deutschland im weiteren Verlauf des Ukraine-Konflikts ein? Am Sonntag (27. Februar) wird Bundeskanzler Olaf Scholz darüber Auskunft geben. Bei einer Sondersitzung des Bundestags will er eine Rede zur aktuellen Lage nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine halten. Sie beginnt um 11 Uhr und dürfte angesichts der aktuellen Entwicklungen* – Waffenlieferungen in die Ukraine und geplante Swift-Einschränkungen für Russland – kurzfristig umgeschrieben worden sein.
Am Samstag (26. Febraur) geriet Scholz (SPD*) immer stärker unter Druck. Als zu lasch wurden seine Sanktionen gegen das in der Ukraine schnell voranschreitende Russland gesehen - auch innerhalb der eigenen Regierung. Selbst die Kanzler-Partei SPD stand nicht mehr geschlossen hinter dem Kurs des Regierungschefs. Die Juso-Vorsitzende Jessica Rosenthal forderte, alle Sanktionsmittel zu nutzen, die zur Verfügung stehen. „Dazu gehört auch der Ausschluss Russlands aus Swift“, sagte die Chefin des SPD-Jugendverbandes der Deutschen Presse-Agentur. „Damit können wir der russischen Regierung richtig wehtun.“
Zwei von den osteuropäischen Partnern, die vehement für möglichst scharfe Sanktionen gegen Russland eintreten, wurden am Samstag überraschend bei Scholz vorstellig: der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Litauens Präsident Gitanas Nauseda flogen zu einem kurzfristig angekündigten Treffen im Kanzleramt ein. Morawiecki schrieb zu dem Besuch auf Facebook: „Ich bin gekommen, um das Gewissen Deutschlands aufzurütteln, damit es endlich wirklich durchschlagende Sanktionen beschließt, die die Entscheidungen des Kremls und Putins beeinflussen werden, mit den Angriffen auf die Ukraine aufzuhören.“
Diese Karte veranschaulicht, wo der Ukraine-Krieg wütet* und diese Karte zeigt die bereits eroberten Gebiete im Ukraine-Krieg*.
Scholz stand mit seinem Nein zu einem sofortigen Ausschluss Russlands aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift steht er in der Europäischen Union inzwischen weitgehend isoliert da – bevor Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Samstagabend mitteilten, dass „mit Hochdruck“ daran gearbeitet werde, wie eine Abkopplung Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem durchgesetzt werden könne.
Was bei Swift noch die Grünen*-Politiker um Baerbock und Habeck übernommen hatten, machte Scholz beim Thema Waffenlieferungen an die Ukraine* selbst. Zwei Tage nach Kriegsbeginn im Ukraine-Konflikt* entschied die Bundesregierung, 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ „Stinger“ aus Bundeswehrbeständen so schnell wie möglich in die Ukraine zu liefern. Scholz sorgte damit für die Abkehr der langjährigen Praxis, keine tödlichen Waffen in Kriegsgebiete zu liefern.
Es sei Deutschlands „Pflicht, die Ukraine nach Kräften zu unterstützen bei der Verteidigung gegen die Invasionsarmee von Wladimir Putin“, sagte Scholz und erklärte, dass der russische Überfall auf die Ukraine* eine Zeitenwende markiere. Aus diesem Grund genehmigte Deutschland den Nato-Partnern Niederlande und Estland zudem die Lieferung von Waffen aus deutscher Produktion an die Ukraine.
Fest steht: Bei der auf 30 Minuten angesetzten Regierungserklärung des Kanzlers gibt es viel Gesprächsbedarf. Im Anschluss soll sich eine zweieinhalbstündige Aussprache der Abgeordneten anschließen. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hatte die Sondersitzung auf Bitten von Scholz angesetzt.
Der russische Angriff auf die Ukraine hat eine lange Vorgeschichte* – und ist von Vertretern aller Bundestagsfraktionen verurteilt worden. Auch die Linke und die AfD, die bislang die Politik der Sanktionen gegen Russland abgelehnt hatten, äußerten sich kritisch. Nach eindringlichen Appellen aus Kiew kündigte die Bundesregierung am Samstagabend an, 1000 Panzerabwehrwaffen und 500 Boden-Luft-Raketen aus Bundeswehr-Beständen an die Ukraine zu schicken. Auch im Streit um einen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift lenkt Deutschland offenbar ein. (jo/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA