Über der Hauptstadt Kiew waren Explosionen zu hören, die von Flugabwehrfeuer stammten. Vier russische Marschflugkörper seien im Anflug auf die Stadt abgeschossen worden, teilte die Stadtverwaltung nach Ende des Luftalarms mit.
+++ 11.40 Uhr: Die Chancen auf einen kurzfristigen, militärischen Sieg der Ukraine im von Russland begonnenen Krieg sind nach Einschätzung des US-Militärs nicht hoch. Es gebe aber die Möglichkeit einer politischen Lösung, sagte US-Generalstabschef Mark Milley bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (16. November) in Washington mit Blick auf jüngste russische Verluste. „Die Wahrscheinlichkeit eines ukrainischen militärischen Sieges, definiert als Rauswurf der Russen aus der gesamten Ukraine, einschließlich der von ihnen beanspruchten Krim (…) ist in absehbarer Zeit nicht hoch“, sagte Milley.
Die Ukraine habe zwar zuletzt enorme Erfolge bei der Verteidigung gegen die russische Offensive verzeichnet. Aber jüngst von russischer Besetzung befreite Gebiete wie Cherson und Charkiw seien klein im Vergleich zu der Herausforderung, die russischen Streitkräfte aus der gesamten Ukraine vertreiben zu wollen, sagte Milley. „Das wird nicht in den nächsten paar Wochen passieren, außer, die russische Armee bricht komplett zusammen, was unwahrscheinlich ist.“
+++ 11.00 Uhr: Nach dem Raketeneinschlag im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine hat Warschau Bereitschaft signalisiert, ukrainischen Spezialisten den Zugang zum Untersuchungsort zu gewähren. Dort arbeite derzeit ein Team aus polnischen und amerikanischen Ermittlern, sagte der außenpolitische Berater von Präsident Andrzej Duda, Jakub Kumoch, am Donnerstag dem Sender TVN24.
„Wenn beide Seiten einverstanden sind – und soweit ich weiß, gibt es von amerikanischer Seite keine Einwände – kann dieser Zugang bald gewährt werden.“ Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert, Fachleute aus seinem Land zu beteiligen.
+++ 10.15 Uhr: Russland hat nach Angaben der internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) in der Ukraine mindestens sieben verschiedene Arten der international geächtete Landminen eingesetzt. Es war das einzige Land neben Myanmar, das zwischen Mitte 2021 und Oktober 2022 auf solche Waffen zurückgegriffen hat, wie es im jährlichen Bericht Landminen-Monitor hieß.
Die Minen wurden in von der Ukraine zurückeroberten Gebieten entdeckt und teils geräumt. Moskau habe Kiew vorgeworfen, selbst Landminen gelegt zu haben. Diese Angaben hätten aber nicht unabhängig verifiziert werden können.
+++ 9.20 Uhr: Die Ukraine-Korrespondentin des britischen Guardian, Isobel Koshiw, ist in Kobleve und berichtet über einen Angriff der Russen von heute Morgen:
„Russland scheint heute Morgen einen weiteren Massenangriff auf die Ukraine zu führen. Die Angriffe auf kritische Infrastruktur in Odesa und Dnipro wurden von der Präsidialverwaltung und den jeweiligen Regionalchefs bestätigt. In Kiew und Dnipro sind die Luftabwehrsysteme nach offiziellen Angaben im Einsatz, um ankommende Raketen abzuschießen. Inoffizielle Kanäle berichten über den Einsatz von Luftabwehrsystemen in mehreren anderen Städten der Ukraine.“
Nach Einschätzung von Koshiw scheint es sich um einen weiteren Angriff auf die Energieinfrastruktur der Ukraine zu handeln.
+++ 6.50 Uhr: Kinder leiden in Kriegsgebieten häufig am meisten. Im Ukraine-Krieg verloren nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft bis zum Mittwoch (16. November) 431 Kinder ihr Lebe. 835 weitere wurden seit dem Angriff aus Russland verletzt.
Dabei liegt die derzeitige Dunkelziffer wohl um einiges höher, wie die Anwaltschaft mitteilt. Hintergrund ist, dass aus den besetzten Gebieten noch keine endgültigen Zahlen vorliegen. Den bisher noch nicht unabhängig bestätigten Angaben zufolge wurden außerdem 2719 Bildungseinrichtungen beschädigt, davon 332 gänzlich zerstört.
Update vom 17. November 2022, 5.00 Uhr: Wolodymyr Selenskyj fordert die Einbeziehung ukrainischer Spezialisten bei den Untersuchungen zur Aufklärung nach den tödlichen Raketeneinschlägen in Polen. „Alle unsere Informationen stehen zur vollen Verfügung. Wir haben sie an unsere Partner gegeben seit der Nacht, seit den ersten Stunden, als die Welt begann herauszufinden, was passiert ist“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Zugleich bräuchten ukrainische Experten Zugang zu den Informationen, die vor Ort gesammelt worden seien.
+++ 16.01 Uhr: Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa hat sich über den tödlichen Raketeneinschlag in Polen lustig gemacht. Die Ukraine habe immer in die Nato eintreten wollen, nun sei sie mit Gewalt eingedrungen – mit einer S-300, griff die Sprecherin von Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch (16. November) auf ihrem Telegram-Kanal einen Witz auf, der zuvor bereits in sozialen Medien kursierte. Anschließend forderte sie Polen zu einer Entschuldigung auf.
„Der Präsident Polens hat den Absturz der Rakete einen „Unglücksfall“ genannt.“ Zuvor hätten polnische Politiker jedoch „Hysterie“ verbreitet, sich zu „russophoben Ausfällen“ hinreißen lassen und den russischen Botschafter gegen Mitternacht einbestellt. Dafür solle sich Warschau entschuldigen, schrieb Sacharowa.
+++ 14.51 Uhr: Jens Stoltenberg hat zwar erklärt, dass der Raketeneinschlag in Polen höchstwahrscheinlich durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden ist. Allerdings machte der Nato-Chef klar, wer für den Vorfall die Verantwortung trägt. „Ich möchte jedoch klarstellen, dass dies nicht die Schuld der Ukraine ist“, sagte der Norweger, um dann hinzuzufügen: „Russland trägt die letzte Verantwortung, da es seinen illegalen Krieg gegen die Ukraine fortsetzt“.
Derweil teilte die polnische Regierung mit, dass es sich bei der eingeschlagenen Rakete um ein Geschoss des Flugabwehrsystems S-300 handelt. Am Ort der Explosion in dem polnischen Dorf Przewodow seien Trümmer eines solchen Systems gefunden worden, schrieb Polens Justizminister Zbigniew Ziobro auf Twitter. Dieses werde sowohl von der russischen als auch von der ukrainischen Armee eingesetzt. „Vor Ort arbeitet ein Team aus polnischen Staatsanwälten und technischen Sachverständigen. Auch amerikanische Experten waren dort.“ Das Gelände werde mit 3D-Technik gescannt.
+++ 13.16 Uhr: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich zu dem Einschlag einer oder mehrerer Raketen auf polnischem Gebiet geäußert. Es habe sich seiner Ansicht nicht um einen beabsichtigten Angriff auf das Territorium des westlichen Verteidigungsbündnisses gehandelt, sagte Stoltenberg bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Man gehe nicht davon aus, dass Russland offensive Aktionen gegen den Westen plane, erklärte er.
Derzeit gehe die Nato davon aus, dass es sich um Raketenteile der ukrainischen Flugabwehr gehandelt habe, fügte der 63-Jährige hinzu. Abgeschlossen seien die Untersuchungen jedoch nicht. Es gebe ständige Kontakte zwischen der Nato und Russland – ob sich die beiden Parteien zu dem Vorfall in Polen abgestimmt haben, wollte Stoltenberg nicht kommentieren. (Red mit Agenturen)