20. „Sie sah uns erst kritisch an und rief uns dann 'Scheiß Lesben' hinterher.“
Meine Partnerin und ich liefen Händchen haltend durch die Innenstadt. Die neugierigen, manchmal auch abwertenden Blicke sind wir beinahe gewohnt. Um zu unserem Ziel zu gelangen mussten wir über einen Platz gehen, auf dem eine musikalische Veranstaltung stattfand. Dort blieben auch einige schaulustige Touristen stehen. Wir zwängten uns also durch die Menschenmenge, als wir versehentlich eine Frau streiften (Anrempeln wäre zu viel gesagt), die uns darauf hin erst kritisch ansah und dann „Scheiß Lesben“ hinterher rief . – weiblich, lesbisch, Baden-Württemberg, 18-24
21. „Sie brüllten 'Schwuchtel' und bezogen sich dabei offenbar auf mein Aussehen“
Ich wurde grundlos von drei deutschen Jungen Anfang 20 angepöbelt auf offener Straße. Sie brüllten „Schwuchtel“ und bezogen sich dabei offenbar auf mein Aussehen beziehungsweise meine Aufmachung. Ich habe ihnen den Mittelfinger gezeigt, daraufhin ist einer von ihnen zu mir zurück gelaufen und hat mich angepackt und laut als „Drecksschwuchtel“ bezeichnet. Dann hat er mein Fahrrad umgestoßen und ist weggegangen. Die umstehenden Leute haben nur geschaut und nichts unternommen. – männlich, schwul, Berlin, 46-60 Jahre
22. „Ein Mann regte sich auf, wie eklig das sei.“
Saß an einem Sonntagmittag mit meinem Freund in der Tram und küssten uns. Schräg gegenüber saß ein Mann mit seiner Pizza und regte sich auf, wie eklig das sei, wenn er seine Pizza esse. Dann stieg er aus. – männlich, schwul, Berlin, 25-35 Jahre
23. „Ich wurde in die Toilette auf dem Gang verbannt.“
Ich wurde in der Schulzeit gemobbt. Als ich mich mit 15 bei engen Freunden als bisexuell geoutet habe (damals hatte ich mangels Informationen über Genderidentitäten noch eine weibliche Geschlechtsidentität) wurde das in der Klasse weitererzählt. Ich durfte mich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit den anderen Mädchen umziehen, sondern wurde in die Toilette auf dem Gang verbannt. Der Vorwurf war, ich wäre damit ja wie ein Mann und würde die anderen Mädchen nur begaffen und begrapschen wollen. – trans/ non-binary/ gender queer, bisexuell, Nordrhein-Westfalen, 25-35 Jahre
24. „Jeder würde mich vögeln dürfen und ich sei nichts wert.“
Mit 14 wurde ich geohrfeigt, mir wurde gesagt ich habe alle Geschlechtskrankheiten, die es nur gibt. Jeder würde mich vögeln dürfen und ich sei nichts wert. – weiblich, pansexuell, unter 18 Jahre
25. „Er wollte herausfinden, 'was ich wirklich bin'.“
Am Dortmunder Bahnhof am helllichten Tag: Der Bekannte und noch jemand anderes war verwirrt, weil sie mich anhand meines Aussehens nicht wirklich in eine der binären Kategorien (männlich oder weiblich) einordnen konnten. Besagter Bekannter trat also an mich heran und fängt an, mich einfach am Oberkörper zu begrapschen. Er wollte dadurch herausfinden, „was ich wirklich bin“. Dies geschah einfach in der Innenstadt vor den Augen von weiteren Freunden und Bekannten. Diese haben nichts dagegen unternommen oder ihn zur Rede gestellt. – non-binary/pansexuell, Nordrhein-Westfalen, 18-24 Jahre
26. „Dann hat er uns eine Eisenstange gezeigt und meinte, er gehe heute Abend noch auf Jagd.“
Meine Freunde und ich haben auf die Starterlaubnis zum Losmarschieren beim Hamburger CSD gewartet. Der [...] Mann wartete ebenfalls und stellte sich dann zu uns, um zu reden. Er erzählte erst, wie toll er das findet und wie er jedes Jahr als heterosexuelle Person auf den CSD geht, um ihn sich anzuschauen. Zu Hause warte nur „seine Stute“ auf ihn. Von dem Moment an fanden wir das ziemlich merkwürdig und haben unsere freundliche Art eher eingestellt und sind wortkarger geworden, damit er sich schnell verzieht. Dann hat er uns eine Eisenstange gezeigt, die er in der Hand hält und meinte, er gehe heute Abend noch auf Jagd. Wir haben uns davon ziemlich bedroht gefühlt und haben versucht, ihn nicht zu provozieren. Er hat dann immer weitergeredet, auf meine Frau gezeigt (butch, non-binary, lesbisch) und gesagt: „Sie sieht aus wie ein Mann“. Dann hat er gesagt, er wolle weitergehen und hat uns alle mehr oder minder dazu gezwungen, ihm die Hand zum Abschied zu geben (erhobene Eisenstange). Da er sich wohl durch das „männliche“ Aussehen meiner Frau sehr herausgefordert gesehen hat, hat er ihre Hand dann nicht mehr losgelassen und angefangen, an ihr zu ziehen und zu zerren und sie dann mit erhobener Eisenstange gewalttätig im Kreis zu drehen. Ich bin dann dazwischen gegangen, woraufhin er mich geschubst hat und ebenfalls mit der Eisenstange ausholte. Ich hab ihm gesagt, dass das reicht. Gott sei Dank patrouillierte gerade die Polizei auf uns zu und ich verwies auf sie, woraufhin er sich ganz schnell verzog. – non-binary, lesbisch, Bremen, 25-35 Jahre
27. „Ich sei abnormal und dreckig. Gott mache keine Fehler.“
Ich habe endlich das Selbstbewusstsein gesammelt, einen Binder zum Minimieren des Brustumfangs in der Öffentlichkeit zu tragen, und habe auch maskulines Make-Up aufgetragen. Wurde direkt von der Person [Mitschülerin, Anm. der Redaktion] komisch angeguckt. Ich wurde gefragt, wo denn meine Titten seien. Ich entgegnete höflich, dass dies meine Sache ist und nicht ihre. Daraufhin wurde ich beschimpft, eine dreckige Transe sei ich wohl. Ich sei als Mädchen wohl viel schöner, und täte das nur aufgrund der Aufmerksamkeit. Ich sei abnormal und dreckig. Gott mache keine Fehler. – t rans/ non-binary, pansexuell, Berlin, unter 18 Jahre
28. „Eine HNO-Ärztin meinte aufgrund einer Entzündung im Hals, ich sei sicher HIV-Positiv, da ich ja schwul sei.“
– männlich, pansexuell, Hamburg, 36-45 Jahre
29. „Ganz normaler Stau, sonntags A10. Im Stillstand rief der Typ durch geöffnete Fenster: Verrecke du Schwuchtel…“
– männlich, schwul, Berlin, 25-35 Jahre
30. „Da stand er auf und kam mit seinem Schritt näher an mein Gesicht und fragte, ob ich denn schon mal einem Mann einen geblasen hätte.“
Saß im Zug auf dem Weg zu ner Party, da wurde eine Freundin und ich angemacht. Sie wollten unsere Nummern und ein Date. Wir sagten Nein und das wir lesbisch seien. Das fanden die Kerle wohl ganz heiß und wollten das wir gegen Geld miteinander knutschen und fummeln. Wir lehnten ab und einer der Kerle wurde zudringlicher. Setzte sich neben mich und legte seinen Arm um mich und meinte, das ich ja mal einen Mann küssen sollte um zu sehen, dass Männer auch weiche Lippen haben. Und nebenbei rieb er seine Hand im Schritt und meinte, dass es ihn geil machte, wenn er sich vorstellt das zwei Frauen es mit einander treiben. Da stand der auf und kam mit seinem Schritt näher an mein Gesicht und fragte, ob ich dens schon mal einem Mann einen geblasen hätte. Er wollte mir 300€ geben, wenn ich es tue. Das war damals alles furchtbar unangenehm. Ich fühlte mich dort im Zug eingeengt und hatte das Gefühl, dass ich keine Möglichkeit hatte um der Situation zu entfliehen, weil seine 5 Kumpels um uns herum standen. Irgendwann sind sie dann gegangen weil deren Haltestelle kam. – weiblich, lesbisch, Sachsen, 25-35 Jahre
31. „Sowas wie euch sollte man wegsperren!“
Es war das zweite Date mit meinem jetzigen Freund. Es war der Sommer 2015 mitten in der belebten Dresdner Altstadt. Wir saßen auf einer Parkbank an einer Hauptstraße im Stadtzentrum. Die vorbeifahrenden Autos hielten an der roten Ampel. Aus einem der dort stehenden Kleinbusse pöbelten uns zwei Männer an. Der Beifahrer kurbelte die Fensterscheide runter, grinste hämisch und sprach in unsere Richtung. Aufgrund des Straßenlärms konnten wir seine Worte nicht verstehen. Dann stieg der Fahrer aus, stellte sich in den Rahmen seiner Tür, beugte sich mit dem Oberkörper über das Dach des Auto und rief lauthals mit einem ebenso hämischen Grinsen im Gesicht in Richtung meines Freundes und mir: „Sowas wie euch sollte man wegsperren!“ Ich geriet in Rage, schrie ihm hinterher und mein Freund musste mich am Arm festhalten, sonst wäre ich zu besagtem Auto rüber gelaufen. In dem Moment schaltete die Ampel auf grün und die Männer fuhren davon. – männlich, schwul/bisexuell, Sachsen, 25-35 Jahre
32. „Er schlug mir viermal in die Magengegend und einmal ins Gesicht. Danach sagte er: Das haben alle Lesben verdient.“
Im November 2017, ich war grad 15. Ich ging händchenhaltend mit einer guten Freundin durch die Straßen, um sie zum Zug zu bringen. Hinter uns ging ne ganze Zeit ein Mann hinterher. Als ihr Zug da war und ich zu meinem Bus ging, ist der Mann immer noch hinter mir gewesen. Ich wollte möglichst schnell zum Bus und ging durch eine Straße, in der wenige Menschen waren, da das der schnellste Weg war. Der Mann hatte mich eingeholt und drückte mich an die Wand. Er schlug mir viermal in die Magengegend und einmal ins Gesicht. Danach sagte er: „Das haben alle Lesben verdient“. – männlich/Trans, pansexuell/asexuell, Baden-Württemberg, unter 18 Jahre
33. „Ich habe lange überlegt, ob das überhaupt als Übergriff zählt, weil das so regelmäßig passiert.“
Als meine Partnerin und ich uns geküsst haben, haben junge Männer derbe, anzügliche Sprüche zu uns hinüber gerufen. Wir gehen dann in der Regel auf Abstand und nach Möglichkeit weg von den Männern. Ich habe lange überlegt, ob das überhaupt als Übergriff im Sinne dieser Umfrage zählt, weil das so regelmäßig passiert. – w eiblich, lesbisch, Nordrhein-Westfalen, 25-35 Jahre
34. „Ich wurde mit 14 Jahren, während meines Outings, täglich beleidigt und auch oft in die Müllcontainer unserer Schule eingesperrt. Es handelte sich um Mitschüler, auch ältere.“
– männlich, schwul, Schleswig-Holstein, 18-24 Jahre
35. „Jeden bisher stattgefunden Übergriff kann ich nicht aus meinem Gedächtnis streichen.“
– weiblich, lesbisch, Bremen, 46-60 Jahre
36. „Es sind diese andauernden verachtenden Blicke, das Auf-Mich-Zeigen, Sprüche hinter meinem Rücken, die mich persönlich fertig machen.“
– weiblich, trans/bisexuell, Nordrhein-Westfalen , 18-24 Jahre
37. „Die Menschen hatten maximal verachtende Blicke für mich.“
U-Bahn Hermannplatz. Eine Person wollte mir meine Handtasche (pink mit Stiefelmuster) klauen, weil ich eine „Schwuchtel“ sei. Die Person hat die Tasche mehrere Minuten lang nicht losgelassen und mich auch danach weiter bedroht. Die Situation ging soweit, dass ich mich nach Flaschen zu Verteidigung umgeschaut habe. Das Ganze fand an einem vollen U-Bahnsteig statt, die Menschen hatten maximal verachtende Blicke für mich. Der Vorfall hat sich so eingebrannt, weil bestimmt 150 Personen anwesend waren die nicht nur nicht eingegriffen haben sondern von denen die allermeisten auch Täter*innen hätten sein können. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass sie nicht die andere Person unterstützt hätten.
– trans/non-binary/weiblich, lesbisch/pansexuell, Niedersachsen, 18-24 Jahre
38. „Wir gehen selten in normale Clubs feiern“
Wir gehen selten in normale Clubs feiern, weil wir ein bis zwei mal pro Abend angesprochen werden (Bock auf nen' Dreier?). Wir tanzen entweder zehn Meter voneinander entfernt oder gehen gar nicht mehr hin, was ich schade finde, weil ich mich nicht nur in der Community bewegen möchte – Mina D., lesbisch, 19, will Lehramt studieren, am Telefon
39. „Meine Mutter hat mich nach meinem Outing auf die Straße gesetzt und verstoßen. Bis heute besteht kein Kontakt mehr zur Familie. Damals war ich 14.“
– weiblich, lesbisch, Nordrhein-Westfalen, 25-35 Jahre
40. „SS-Runen an die Wände gemalt“
Was ich irgendwie am schlimmsten fand war der Übergriff auf die Bar Resi [LGBT*-Bar in Bremen, Anm. d. Redaktion] , wobei SS-Runen an die Wände gemalt wurden, die Schaufenster eingeschlagen und verschiedene Gegenstände beschmutzt wurden und so weiter. Dass der öffentliche Raum, in dem sich eine Minderheit trifft, ja schon fast treffen muss, weil da sonst kein Platz in der Gesellschaft für die Leute ist, so dermaßen attackiert wurde, war für mich unglaublich erschreckend. Ich fand's fast schlimmer als alles, was jemals gegen mich persönlich lief. – non-binary, lesbisch/pansexuell, Bayern, 46 - 60 Jahre
41. „Meine Mutter findet Asexualität 'seltsam' und 'nicht normal.'“
Nicht wirklich ein Übergriff, aber meine Mutter findet Asexualität „seltsam“ und „nicht normal“. Das hat mich schwer getroffen und ist einer der Gründe, warum ich ihr nie erzählt habe, dass ich asexuell bin. – weiblich, asexuell, Rheinland-Pfalz, 18-24 Jahre
42. „Ich musste mir für mein blaues Auge eine Ausrede einfallen lassen.“
Als ich 15 war (im Jahr 2010) bin ich im Park von einer Gruppe, die durch andere Leute, die mich kannten, wussten, dass ich schwul bin [angegriffen worden]. Da ich damals noch ungeoutet war, konnte ich nicht zur Polizei gehen und musste mir für mein blaues Auge eine Ausrede einfallen lassen. Dieses Beispiel zeigt relativ deutlich, dass sich LGBTQIA+-Personen gesellschaftlichen Dynamiken ausgesetzt sehen, die sie daran hindern, sich zur Wehr zu setzen, sich ärztliche Hilfe zu suchen, oder solche Vorfälle zur Anzeige zu bringen: Es sind die Opfer, die sich schämen. – männlich, schwul, Nordrhein-Westfalen, 18-24 Jahre
43. „So plötzlich und mit Schwung an die Brust gefasst, dass ich fast umgefallen wäre.“
Ich war 18 Jahre alt und auf einer Karnevalsparty. Ich war als Geist verkleidet, andere Leute konnten also nur meine Stimme (recht tief) wahrnehmen, und dass ich von Freund*innen mit meinen „weiblichen“ Vornamen angesprochen werde. Ein Bekannter eines Freundes wollte „testen, ob ich wirklich eine Frau bin“ und hat mir mit beiden Händen so plötzlich und mit Schwung an die Brust gefasst, dass ich fast umgefallen wäre. So stark in Erinnerung, weil dass der erste körperliche Übergriff war. – trans/non-binary, lesbisch, Berlin, 25-35 Jahre
44. „Ihr Lesben braucht das immer, dass das jeder sehen muss, ja?!“
Meine Partnerin und ich gingen in einer belebten Fußgängerzone bummeln, hielten uns dabei an den Händen und achteten nicht weiter auf die vorbeigehenden Menschen. Bis diese Frau uns entgegenkam, uns mit ziemlich schockiertem Gesichtsausdruck anstarrte, ihre neben ihr gehende Bekannte(?) anstieß, um sie auf uns aufmerksam zu machen und uns, als wir gerade so vorbei gegangen waren, noch hinterher rief, „Ihr Lesben braucht das immer, dass das jeder sehen muss, ja?!“ – weiblich, lesbisch, Sachsen, 25-35 Jahre
45. „Er sagte, Pansexuelle seien krank. Er bezeichnete sie als Tier- und Baumficker.“
Er sagte, Pansexuelle seien krank. Er bezeichnete sie als Tier- und Baumficker. Weiter seien Bisexuelle nur Mitläufer eines Trends. Sie würden nur sagen, sie seien bi, weil das hip sei. Eigentlich gehe es den Frauen darum, Männer heiß zu machen. Und die Männer seien zu feige, sich als schwul („Tunten“) zu outen. Auch schwul sei krank. Ich hatte dann irgendwann genug und fragte ihn, ob ich für ihn den Eindruck machte, als träfe das auf mich zu. Er fragte warum, ich sagte, dass ich pan sei. Darauf kam der missbilligende Blick. Und „So gut kenne ich dich ja nicht. Ich rede ja nicht von dir, sondern allgemein.“ – weiblich, bisexuell/pansexuell, Baden-Württemberg, 18-24 Jahre
Die Berichte wurden zum besseren Verständnis orthographisch korrigiert. Es wurden keine inhaltlichen Änderungen vorgenommen.
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