"Bis mein Kind vier war, habe ich es gehasst, Mutter zu sein. Jeden. Einzelnen. Tag."
1. Die allermeisten Eltern können wohl bestätigen: Kinder sind zwar unglaublich großartig – aber eben auch unglaublich anstrengend. Doch selten ernten Eltern Verständnis, wenn sie sich beschweren. Schließlich hätten sie es sich doch ausgesucht, Kinder zu haben. Umso befreiender ist es offensichtlich, dass es auf Twitter die Hashtags #ehrlichEltern und #ehrlicheEltern gibt, bei denen Eltern die ungeschminkte Wahrheit erzählen können.
2. Unter den Hashtags finden sich Tweets, die von Überforderung, Frust, Langeweile und Müdigkeit handeln. Es sind brutal ehrliche Geständnisse und auch alltägliche Genervtheiten dabei.
3. Gestartet wurde das Ganze von @Fledermama. Sie ist gerade mit ihrer Familie in einem spezialisierten Familienhotel und beobachtet, wie alle Familien um sie herum an den selben kleinen und großen Situationen verzweifeln, wie sie auch. Ihre Idee: Wenn mehr junge Eltern wüssten, dass die schlimmen Momente auch normal sind, hätten sie vielleicht nicht ständig das Gefühl, zu versagen.
@Fledermama erzählt BuzzFeed, was das für Situationen im Familienhotel waren: "Zum Beispiel morgens auf dem Weg zum Frühstück, als aus jedem Zimmer ähnliche Streitereien in den Flur hallten. Solche Sachen wie "Jetzt zieh endlich deine Schuhe an!" und das halt 5x in Folge, in immer genervterem Tonfall. Oder "Wir gehen jetzt zum essen. Nein, erst essen, dann schwimmen!". Oder wenn ältere Geschwister ihre kleinen Geschwister ärgern, den kleinen alles wegnehmen und sich auf sie drauf legen. Und als Eltern wiederholt man immer wieder die gleichen Sätze und wird genervt und genervter, aber es nützt nichts."
4. Und so schreibt @Fledermama sich von der Seele, worüber sie mit ihren Kindern so streitet – Tag für Tag. Und ja, natürlich auch im Urlaub.
5. Es dauerte nicht lang, da twittern auch andere Eltern ganz ehrlich, was sie am Elternsein doof finden, was sie frustriert und was sie sich endlich mal von der Seele reden müssen. Etwa, dass das Bücher-Vorlesen eben nicht immer nur schön ist.
6. Dass es ultra nervtötend ist, ein schreiendes oder schlagendes Kind zu haben.
7. Dass Eltern auch mal Chaos und Dreck in Kauf nehmen, für ein paar Minuten Ruhe und Erholung.
8. Oder dass nicht alle Eltern gerne basteln.
9. Dass die pure Überforderung und Belastung einfach herausbricht.
10. Dass die Zeit mit dem Kind nicht unbedingt genossen wird, sondern man sie schnell hinter sich bringen will, weil es so anstrengend ist.
11. Dass es nunmal vorkommt, dass Eltern ihre Kinder anschreien und sich wirklich zurückhalten müssen, nicht noch mehr zu eskalieren.
12. Dass es nicht für jede Mutter die absolute Erfüllung darstellt, mit ihren Kindern zu spielen.
13. Dass alleine schon ein bestimmter Tonfall des Kindes die Eltern zur Weißglut treiben kann – selbst, wenn das Kind nichts dafür kann.
14. Dass Kleinkinder Erwachsenen-Logik einfach noch nicht verstehen und sich manchmal von Wutanfall zu Wutanfall hangeln.
15. Dass Eltern – darunter besonders häufig Mütter – in eine Identitätskrise stürzen und es sehr schwer ist, wieder herauszufinden.
16. Dass es frustrierend ist, nach der Geburt des Kindes plötzlich nur noch "Mutti von" zu sein – und keine eigenständige Person mehr.
17. Dass Zeitdruck und Stress zu den größten Feinden von Eltern gehören.
18. Und dass auch "dunkle Gedanken" völlig normal sind, weil... naja, STRESS.
19. Dass es völlig OK ist, wenn Eltern ihre Kinder mal abgeben und die Zeit alleine genießen, ohne etwas zu vermissen.
20. Dass Eltern Entlastung brauchen.
21. Dass auch Eltern sich selbst unfassbar oft widersprechen und einfach unfair ihren Kindern gegenüber sind.
22. Dass IMMER IRGENDWAS IST.
23. Dass es Kinder nicht umbringt, wenn sie fernsehen dürfen – und dass Eltern kein schlechtes Gewissen haben sollten, wenn es ihnen den Alltag erleichtert.
24. Dass nicht jede Mutter das Muttersein gut finden muss.
25. Dass Selbstzweifel dazugehören.
26. Dass Geburten einschneidende Erlebnisse sind. Dass die ersten Monate mit Baby nicht immer nur magisch sind. Und dass nicht alle Eltern sofort Liebe auf den ersten Blick für ihre Kinder empfinden – sondern Zeit brauchen.
27. Dass sie Ansprüche an Mütter(körper) sehr oft unmenschlich hoch sind.
28. Dass Beziehungen unter Elternschaft leiden können.
29. Dass Zärtlichkeit und Körperlichkeit sich verändert, sobald ein Kind da ist.
30. Dass sich das Ganze mit Schreibabys nochmal potenziert.
31. Und dass Elternzeit oft einfach nur bedeutet: Sehnsüchtig darauf warten, dass der Partner heimkommt, um endlich Ruhe zu haben.
32. Dass gleichberechtigte Elternschaft in der Theorie super ist – in der Praxis jedoch viel zu oft scheitert.
33. Dass es für geschiedene Eltern manchmal die Hölle sein kann, wenn das Kind dem Ex-Partner ähnelt.
34. Und dass Eltern manchmal ihre Kinder einfach nur "ertragen", weil es nicht anders geht.
35. Dass Alleinerziehende viel zu oft alleingelassen werden.
36. Dass Kritik und ungefragte Kommentare durch andere Eltern extrem schmerzhaft sein können.
37. Dass Eltern (und ganz besonders Mütter) vereinsamen können.
38. Dass alle Eltern ihre kleinen (und manchmal fiesen) Eltern-Hacks entwickeln, um den Alltag zu überstehen.
39. Dass diese Eltern-Hacks manchmal eben egoistisch sind.
40. Dass das Handy viele Eltern davor bewahrt, vor Langeweile einzugehen.
41. Dass es normal ist, Elternschaft auch mal zu bereuen.
42. Dass alle Eltern mehrerer Kinder Angst haben, ihre Liebe reiche nicht für alle.
43. Dass Schlafentzug Folter ist.
44. Dass es keinen "Mutterinstinkt" gibt – und alle Eltern erstmal hilflos sind und lernen müssen, wie Dinge funktionieren.
45. Dass Eltern sich irgendwann überall ein Nickerchen gönnen können.
46. Dass auch Eltern von Kinderlärm genervt sein können.
47. Dass das Zubettbringen nicht immer ein schöner Tagesabschluss – sondern oft unglaublich nervig ist.
48. Dass es einfach auch UNTERSCHIEDLICH anstrengend ist, und dass wir das anerkennen müssen.
49. Und dass manchmal nur noch (Galgen-)Humor hilft.
50. Die Hashtags treffen einen Nerv. Viele Eltern fühlen sich endlich verstanden.
51. Die Tweets helfen den Eltern, denn sie merken: Sie sind nicht allein.
52. Viele melden sich zu Wort und schreiben, dass diese Aktion sie aufgebaut und gestärkt hat.
53. Einige denken an ihre eigene Kindheit zurück und haben jetzt mehr Verständnis für ihre Eltern.
54. Doch es melden sich auch kritische Stimmen, die sich verunsichert fühlen.
55. Doch die Erklärung liefert zum Beispiel diese Mutter: Nur, weil man sich beschwert, heißt es nicht, dass es keine schönen Momente, keine Liebe gibt.
56. Das Überraschende: Auch kinderlose Menschen reagieren auf die Tweets.