Seit April biete er diese Seminare an, sagt Haufs. Bei den bisherigen drei Terminen seien jeweils rund 20 Teilnehmer dabei gewesen. Der Veranstaltungsraum für Haufs Veranstaltungen kostet nach Informationen von BuzzFeed News 30 Euro pro Stunde. Bei 20 Teilnehmern bleiben Haufs also für 90 Minuten knapp 1000 Euro.
„Wir als Makler bekommen jeden Tag Anrufe von Mietsuchenden, die sich von uns Tipps und Unterstützung erhoffen. So ist die Idee für das Seminar entstanden“, sagt Haufs. Seit Einführung des Bestellerprinzips könne er ohne finanzielle Gegenleistung nichts mehr für Mietsuchende tun. Die Menschen abwimmeln wolle er aber auch nicht. „Da investiere ich lieber zehn Sekunden, bündele diese Menschen, und sage: Ich gebe ein Seminar zur Thema, hier kannst du dich melden.“
Auf Anfrage von BuzzFeed News verurteilen zwei Hamburger Mieterschutzvereine das Seminar des Maklers scharf.
„Ein gutes Einkommen und eine willkommene Berufsgruppe sind die entscheidenden Kriterien, ob man den Zuschlag erhält. Weder das eine noch das andere lässt sich auf einem Seminar ändern“, sagt Sylvia Sonnemann, die Geschäftsführerin des Hamburger Mietervereins „Mieter helfen Mietern“.
„Ich bezweifle den Nutzen, denn schon nach kurzer Wohnungssuche wissen die Suchenden, was von Ihnen erwartet wird (Bewerbungsmappen, Gehaltsnachweise etc.). Der Preis setzt niedrig an, der Betrag ist wegen der frustrierenden Suche schnell riskiert. Das ist für den anbietenden Makler schnell verdientes Geld“, sagt Sonnemann.
Geschäftsführer und Immobilienmakler Andreas Haufs weist die Kritik zurück. „Mietervereine sind dazu da die Mieter zu schützen, Makler müssen Geld umsetzen“, erklärt der Seminarleiter. „Wenn ich 1,5 Stunden pro Woche mit Mietsuchenden am Telefon spreche, dann verliere ich Arbeitszeit, die mir nicht bezahlt wird. Und von den 49 Euro pro Seminarteilnehmer werde ich auch nicht reich, sondern hole nur meine Kosten wieder rein.“
„Dieses Angebot ist mehr als dubios“, sagt der Geschäftsführer des Mieterverein zu Hamburg Siegmund Chychla gegenüber BuzzFeed News. „Dieses Maklerunternehmen hat offenbar keine Wohnungen, also wird nun so der Versuch unternommen, Geld zu verdienen. Für uns als Mieterverein drängt sich der Eindruck auf, dass es sich um Bauernfängerei handelt.“
Bedroht die Wohnungslage den sozialen Frieden?
Die Mieterschützer regen sich auch deshalb so sehr über das neue Geschäftsmodell von Makler Haufs auf, weil die Not der Wohnungssuchenden seit Jahren steigt – und das Seminar deshalb so wirkt, als nutze jemand diese Not aus.
In München werden Wohnungen einer Erhebung von Immowelt zufolge mittlerweile für mehr als 17 Euro pro Quadratmeter vermietet. Selbst in Berlin, das lange Jahre für günstiges Wohnen bekannt war, liegt die Miete derselben Studie zufolge im Schnitt bei zehn Euro pro Quadratmeter. Auch auf dem Land wird Wohnen immer mehr zum Luxus. Eine Analyse des Gutachterinstitutes Prognos zeigt, dass in einem Drittel aller deutschen Landkreise Wohnraum fehlt.
Gleichzeitig hat sich die Zahl der Sozialwohnungen halbiert, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Mehr als 57.000 Menschen haben sich bei dem SZ-Projekt #MeineMiete beteiligt. Die SZ urteilt nach Auswertung der Antworten: „Deutschlands Mietmarkt ist kaputt.“
Auch die eingeführte Mietpreisbremse zeigt oft nicht die erhoffte Wirkung. In Berlin sind die Mieten Immowelt zufolge im Schnitt wieder gestiegen. Der Direktor des Deutschen Mieterbundes warnte schon im vergangenen Jahr davor, dass aufgrund der Wohnungskrise der soziale Friede auf dem Spiel stehe.
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