- 0 Kommentare
- Weitere
Ist es Stalking oder romantisch, wenn die Polizei Berlin nach einem Schwarm "fahndet"?
In der aktuellen Instagram-Story der Polizei Berlin gibt es öffentliche Fahndung. Aber nicht nach Bankräubern, Mördern oder Erpressern, sondern nach einer Person, die einen Beamten nach dem Weg gefragt hat und die ihm offenbar seit dem nicht mehr aus dem Kopf geht.
Zur gesuchten Person gibt die Polizei nicht viel bekannt. Aber die Beamten berichten: „Du gehst unserem Kollegen nicht mehr aus dem Kopf.“
Er trag — Überraschung — Uniform. Die andere Person offenbar mindestens ein ganz besonderes Lächeln.
Auf Twitter gibt es einige Reaktion zum Aufruf der Polizei. Ein eher kleiner Teil nennt den Aufruf romantisch ...
... die große Mehrzahl findet, dass es nach Stalking klingt.
Dieser Twitter-Account erwähnt, dass es sich wie eine Fortsetzung der „Aldi-Stalker-Story“ lese.
Mit der „Aldi-Stalker-Story“ ist eine Geschichte von Anfang Januar gemeint (und eigentlich spielt sie bei Lidl). Wie Ze.tt damals schrieb: „Nachdem eine Kassiererin den Arbeitsplatz gewechselt hatte, suchte ein Mann alle Filialen der Stadt ab, um sie zu finden. Viele finden das romantisch, dabei handelt es sich um Stalking. Ein Kommentar“
„Sie beraten zu Stalking“, schreibt Feministin Anne Wizorek auf Twitter.
Diese Person kritisiert, dass Betroffene von Stalking nach so einer Aktion weniger Vertrauen in die Polizei haben würden.
Andere berichten über ihre Erfahrungen in solchen Fällen:
Bei mir hat ein Polizist, mit dem ich auf tinder angebandelt hatte, mir ganz fröhlich erzählt, dass ich ja noch nie mit der Polizei in Konflikt geraten bin, hätte er gar nix im System gefunden. Und war erstaunt, dass ich ihn dafür zur Sau gemacht hab.
— Vizeadmiral Maren (@datmaren) January 22, 2019
Wie diese Strafzettel-Geschichte:
Vor vielen Jahren kassierte ich in München Schwabing einen Strafzettel für Falschparken. Der Polizist klemmte ihn hinter den Scheibenwischer, als ich gerade zum Auto kam. Was soll ich sagen: Der Mann hatte meine Daten und rief mich wochenlang mehrmals am Tag an. #wtf
— Sabine Beck (@sabine_beck) January 22, 2019
Einige machen auf Twitter schon Scherze darüber, wie der Beamte sie noch einfacher finden könnte.
Wiederum andere nennen das Ganze "unprofessionell" ...
Bis eben wusste ich nicht, dass die Polizei Berlin insta nutzt. Es auf diese Art zu erfahren, ist einfach nur gruselig. Noch unprofessioneller geht’s jawohl nicht. https://t.co/w1598yHp1W
— influenzA (@_annah_oj) January 22, 2019
... und finden es übertrieben.
SIE HAT NACH DEM WEG GEFRAGT UND WAR HÖFLICH! Kein Grund hier von nem offiziellen Polizei-Account gleich so ne Welle zu machen. Lasst die arme Frau in Ruhe @polizeiberlin! https://t.co/SE3kP43y15
— Lea (@lea_chiara) January 22, 2019
"Hallo, Polizei Berlin. Irgendein Verrückter sucht mich über das Internet, nur weil ich nach dem Weg gefragt habe. Jetzt hab ich Angst, dass er morgen wieder an der Stelle steht und mich nicht in Ruhe lässt. Was kann ich tun?"
— Lea (@lea_chiara) January 22, 2019
"Ah da sind Sie hier richtig! Ich verbinde!"
CREEEPS
„Das ist kein Stalking“, sagt Polizeioberkommissar Jörn Iffländer vom Social Media Team der Berliner Polizei gegenüber BuzzFeed News.
Iffländer erklärt, dass es häufiger vorkomme, dass Bürgerinnen und Bürger, zum Beispiel nach Verkehrskontrollen, im Nachhinein Kontakt zu Beamtinnen und Beamten der Berliner Polizei suche. Da vermittle er gerne und das gehöre für ihn zur Öffentlichkeitsarbeit mit dazu.
Dies ist aber der erste Fall, in dem ein Beamter jemanden wiedersehen möchte. Der Beamte hätte sich per Instagram gemeldet und geschrieben, dass ihm die Person nicht mehr aus dem Kopf gehe. Aufgrund des Alters des Beamten hätten sie sich dazu entschlossen, ausschließlich Instagram als Plattform für die Suche zu wählen, da das die wichtigste Plattform für Menschen seinem Alter sei, so der Polizeioberkommissar.
Den Vorwurf des Stalkings weist Iffländer zurück. „Wenn man sich den Straftatbestand des Stalkings anschaut und mit unserem Aufruf vergleicht, ist das Quatsch“, so Iffländer. Auf Instagram erhalte er viele hilfsbereite Nachrichten, auf Twitter dagegen eher Kritik, sagt Iffländer gegenüber BuzzFeed News.
Rubriklistenbild: © © 2020 BuzzFeed