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Diese Frau spricht darüber, was passieren kann, wenn du sexuelle Belästigung anzeigst

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Von: Saba MBoundza

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„Auch wenn ihr euch letztlich dagegen entscheidet: Ich würde immer empfehlen, sich juristisch über die Möglichkeiten und Prozesse aufklären zu lassen."

1. Twitter-Nutzerin NixSuruek hat in einem Twitter-Thread darüber gesprochen, welche Erfahrungen sie gemacht hat, nachdem sie sexuelle Belästigung zur Anzeige brachte.

In ihrem Bericht geht sie zunächst darauf ein, womit sie konfrontiert wurde, nachdem sie bei der Polizei Anzeige erstattet hatte.

„Ich wurde von einem Mann sexuell belästigt", schreibt die Nutzerin, die im Gespräch mit BuzzFeed um Anonymität gebeten hat. Zunächst habe sie sich an die Beratungsstelle der Institution gewendet, in der es zu dem Übergriff kam. Nachdem der Belästiger mit den Vorwürfen konfrontiert wurde, habe er eine Unterlassungserklärung von ihr gefordert, damit sie nicht mehr über den Vorfall sprechen könne.

„Ich habe das nicht unterschrieben, weil diese Dinge genau so geschehen sind“, so @NixSuruek. Eine Anwältin habe ihr zu rechtlichen Schritten geraten. Somit standen die Anzeige wegen sexueller Belästigung gegen ihn und eine Unterlassungsklage gegen die Twitter-Nutzerin im Raum.

Die Anzeige wurde eingestellt, da es Aussage gegen Aussage stand. Die Klage beschreibt sie als furchtbar, denn die Beweislast habe bei ihr gelegen. Seine zwei Anwälte hätten ihre Glaubwürdigkeit diskrediert, während ihre Anwältin sie vor Gericht als eingeschüchtert und verunsichert hätte darstellen wollen. Die Nutzerin verlor die Klage.

Im Anschluss daran gibt die Nutzerin anderen Betroffenen acht Ratschläge, die ihre eigenen Erfahrungen sie gelehrt haben.

2. Es ist okay, keine rechtlichen Schritte einzuleiten.

„Auch wenn ihr euch letztlich dagegen entscheidet, würde ich immer empfehlen, sich juristisch über die Möglichkeiten zu informieren“, so die Nutzerin gegenüber BuzzFeed. Das habe sie damals aus Unwissenheit nicht getan. „Ich würde mir umgehend nach den Übergriffen eine rechtliche Erstberatung suchen und darüber sprechen, wie genau die Ereignisse strafrechtlich verfolgbar sind und wie der Prozess abläuft."

Es sei wichtig darauf zu achten, dass interne Beschwerdestellen Situationen im Sinne der Institution oder des Unternehmens lösen wollen, sagt sie. Ihrer Meinung nach arbeiten vor allem externe Beratungsstellen im Sinne der Betroffenen.

3. Es kann zu einer sehr unangenehmen Befragung vor Gericht kommen.

4. Du musst mit ungeahnten Folgen rechnen.

5. Suche dir den passenden Rechtsbeistand.

6. Genauer: Such dir jemanden, der sich der Komplexität bewusst ist.

7. Vertrau deinem Gefühl!

8. Suche dir Unterstützung.

„Die meisten Menschen in meinem Umfeld waren erschüttert von den Ereignissen, aber wussten nicht, was sie tun können. Viele haben sich aufgrund der Überforderung von mir zurückgezogen und mich alleine gelassen.“ Viele hätten im Nachhinein so getan, als sei nie darüber gesprochen worden. „Ich wusste ja selbst nicht, was ich tun sollte, deswegen habe ich Verständnis dafür, wenn Menschen überfordert sind. Aber dieser stille Rückzug und die Ignoranz waren sehr verletzend.“

Trotzdem hätten viele Menschen, die sie vorher nicht kannte, sich ihr gegenüber sehr solidarisch gezeigt und sie durch den gesamten Prozess begleitet. „Ohne sie hätte ich das nicht durchgestanden. Das möchte ich gerne anderen Betroffenen weitergeben.“

9. Sexuelle Belästigung ist Gewalt!

Die Twitter-Nutzerin sagt, sie habe es oft erlebt, dass Menschen nachbohren, was passiert ist, und Ratschläge geben, wie sich die betroffene Person während der Übergriffe besser verhalte hätte. „Leider überwiegt die persönliche Neugier sehr oft die Rücksicht gegenüber Betroffenen.“ Die Gespräche mit dem Frauennotruf hätten ihr jedoch sehr dabei geholfen, Ereignisse besser einzuordnen und zu verarbeiten.

„Sexuelle Belästigung zu erleben, ist schon schwer genug. Beschwerdeverfahren sollten nicht zusätzlich so belastend für Betroffene sein.“ Sie hofft, andere mit ihren Erfahrungen besser auf das vorzubereiten, was im Falle rechtlicher Schritte passieren kann.

„Als Gesellschaft haben wir eine Verantwortung darüber zu sprechen, was sexualisierte Gewalt ermöglicht, wie wir Übergriffe verhindern können und wie wir als Gesellschaft und strukturell eigentlich mit Betroffenen umgehen“, so @NixSuruek.

BuzzFeed.de © Buena Vista

Beim Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe e.V. finden betroffene Frauen verschiedene Hilfsangebote.

Außerdem ist das Hilfetelefon rund um die Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 08000 116 016 zu erreichen (bei Bedarf mit Dolmetscherin).

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