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Diese Syrer leben seit Wochen in Kellern, um nicht durch Luftangriffe zu sterben

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Die Lebensbedingungen im syrischen Ost-Ghouta sind die Hölle. Die Menschen dort versuchen, irgendwie die Bomben zu überleben. Diese Bilder zeigen, wie das aussieht.

Freunde und Familie von F. drängen sich im Dunkeln unter einer Straße in Ost-Ghouta zusammen, weil draußen Flugzeuge zu hören sind. Seit ihr Zuhause im Februar bombardiert wurde, leben sie hier im Keller. Nur wenn sie auf Toilette müssen, gehen sie für wenige Minuten nach oben.
Freunde und Familie von F. drängen sich im Dunkeln unter einer Straße in Ost-Ghouta zusammen, weil draußen Flugzeuge zu hören sind. Seit ihr Zuhause im Februar bombardiert wurde, leben sie hier im Keller. Nur wenn sie auf Toilette müssen, gehen sie für wenige Minuten nach oben. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee

Es sind jetzt acht Jahre. Acht brutale Jahre Krieg in Syrien. Und während im verworrenen Netz von Allianzen, Frontverläufen, gegenseitigen Vorwürfen und Kriegsverbrechen die Menschen selbst mehr und mehr aus dem Blickfeld geraten, wird es immer schwerer, unabhängige Informationen zu erhalten.

Normalerweise nutzt BuzzFeed News keine Bilder von Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten. Doch es gibt kaum verlässliche Informationen von vor Ort. Die Nachrichten werden immer schockierender und auch mit Blick auf die bevorstehenden außenpolitischen Entscheidungen haben wir beschlossen, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen. Wir waren folglich nicht in der Lage, diese Informationen hier unabhängig zu überprüfen.

Zu sehen ist eine Familie im umkämpften Ost-Ghouta, die sich im Untergrund versteckt hält, während die Regierungstruppen von Assad versuchen, die Kontrolle über das Gebiet von den Rebellen zurückzuerlangen. Um ihre Identität zu schützen, nutzen wir nur die Anfangsbuchstaben ihrer Namen.

Die Lebensbedingungen sind unmenschlich, sagt das International Rescue Committee (IRC), das BuzzFeed News diese Bilder und Zitate übergeben hat. Sie zeigen Dutzende Menschen, die genau wie diese Familie in Kellern Sicherheit suchen, nachdem ihre Häuser im Februar bombardiert und zerstört wurden.

„Es gibt keine frische Luft. Die hohe Luftfeuchtigkeit verursacht wegen der Enge Schimmelpilz- und Atemwegsinfektionen. Kochen, Kleidung waschen, spielen, schlafen – alles muss unterirdisch geschehen, um vor den Luftangriffen geschützt zu sein. Nach oben oder sogar nach draußen zu gehen, um etwas aus dem Haushalt zu holen oder etwas zu essen, ist mindestens riskant“, so das IRC.

Zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung hat das Assad-Regime die Kontrolle über die Gegend und Nachbarschaft zurückerlangt. Wir wissen nicht, wie sich die Lebensbedingungen der Familie verändert haben, jetzt, da sich die Frontlinien verschoben haben und die USA zusammen mit Frankreich und Großbritannien Luftangriffe fliegen. Wir wissen ebenfalls nicht, ob sie überhaupt noch lebt.

Während sie zwischen den letzten Habseligkeiten ihrer Familie sitzt, sagt U.: „Ich hoffe wirklich, die Welt sieht mich, hört, was ich Ihnen sage – und steht uns bei. Ich möchte mit meiner Familie nur zurück nach Hause.“ Viele sind besorgt, dass die Keller, in denen sie leben, keinen weiteren Explosionen standhalten und zusammenbrechen könnten – vor allem, weil sie dann ihre Kinder nicht schützen können.
Während sie zwischen den letzten Habseligkeiten ihrer Familie sitzt, sagt U.: „Ich hoffe wirklich, die Welt sieht mich, hört, was ich Ihnen sage – und steht uns bei. Ich möchte mit meiner Familie nur zurück nach Hause.“ Viele sind besorgt, dass die Keller, in denen sie leben, keinen weiteren Explosionen standhalten und zusammenbrechen könnten – vor allem, weil sie dann ihre Kinder nicht schützen können. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
Kinder in Syrien schauen aus ihrem unterirdischen Versteck, in dem sie seit Monaten leben.
Kinder in Syrien schauen aus ihrem unterirdischen Versteck, in dem sie seit Monaten leben. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
Diese Kinder, die ebenfalls in Kellern leben, nutzen einen Moment ohne Angriffe, um zu spielen. F.s Familie und die anderen Menschen, die mit ihnen hier leben, können kein Licht anschalten – das würde sie verraten und zum Ziel für Angriffe machen. F. sagte: „Meine Enkelkinder sagen, sie fühlen sich lebendig begraben. Als müssten sie in einem Grab leben.“
Diese Kinder, die ebenfalls in Kellern leben, nutzen einen Moment ohne Angriffe, um zu spielen. F.s Familie und die anderen Menschen, die mit ihnen hier leben, können kein Licht anschalten – das würde sie verraten und zum Ziel für Angriffe machen. F. sagte: „Meine Enkelkinder sagen, sie fühlen sich lebendig begraben. Als müssten sie in einem Grab leben.“ © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
F.s Familie und die mit ihnen hier lebenden Menschen haben keinen Zugang zu Kochgelegenheiten mehr. Der Keller ist dafür nicht ausgerüstet und kaum zum Kochen geeignet.
F.s Familie und die mit ihnen hier lebenden Menschen haben keinen Zugang zu Kochgelegenheiten mehr. Der Keller ist dafür nicht ausgerüstet und kaum zum Kochen geeignet. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
Aufgrund der Belagerung sind die Lebensmittelpreise in Ost-Ghouta fünfmal so hoch wie im Rest Syriens. Die Kosten für Brot sind um 1500 Prozent gestiegen.
Aufgrund der Belagerung sind die Lebensmittelpreise in Ost-Ghouta fünfmal so hoch wie im Rest Syriens. Die Kosten für Brot sind um 1500 Prozent gestiegen. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
F.s Enkel spielt im Keller mit einem Ballon.
F.s Enkel spielt im Keller mit einem Ballon. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
Einwohner von Ost-Ghouta sagten den Mitarbeitern des IRC, die Kämpfe würden am stärksten das Leben der Kinder beeinflussen: „Meine Enkel sind müde und erschöpft, sie wollen nicht mehr im Dunkeln leben“, sagte F. „Sie sind erschöpft davon, Wasser von Hand pumpen zu müssen und es jeden Tag in schweren Kanistern in die Keller zu tragen. Sie haben es satt, immer nur für kurze Minuten nach oben zu gehen, wenn sie mal auf Toilette müssen.“
Einwohner von Ost-Ghouta sagten den Mitarbeitern des IRC, die Kämpfe würden am stärksten das Leben der Kinder beeinflussen: „Meine Enkel sind müde und erschöpft, sie wollen nicht mehr im Dunkeln leben“, sagte F. „Sie sind erschöpft davon, Wasser von Hand pumpen zu müssen und es jeden Tag in schweren Kanistern in die Keller zu tragen. Sie haben es satt, immer nur für kurze Minuten nach oben zu gehen, wenn sie mal auf Toilette müssen.“ © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
Gewaschene Wäsche aufzuhängen stellt für Familien in Douma ein ernstes Risiko dar: denn sie müssen ins Freie – die schlechte Luftzufuhr und die hohe Luftfeuchtigkeit lassen die Wäsche in den Kellern einfach nicht trocknen.
Gewaschene Wäsche aufzuhängen stellt für Familien in Douma ein ernstes Risiko dar: denn sie müssen ins Freie – die schlechte Luftzufuhr und die hohe Luftfeuchtigkeit lassen die Wäsche in den Kellern einfach nicht trocknen. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
Ein Mann nutzt eine der seltenen Feuerpausen. Familien, die aus ihren unterirdischen Verstecken herauskommen, nutzen solche Momente, um Lebensmittel, Wasser und andere Notwendigkeiten zu besorgen.
Ein Mann nutzt eine der seltenen Feuerpausen. Familien, die aus ihren unterirdischen Verstecken herauskommen, nutzen solche Momente, um Lebensmittel, Wasser und andere Notwendigkeiten zu besorgen. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee
A. steht auf den Treppen und zögert, wieder nach unten zu gehen. Während die unterirdischen Verstecke den Menschen bis jetzt Schutz gaben, ist nicht sicher, ob sie weiteren Bombardierungen standhalten können.
A. steht auf den Treppen und zögert, wieder nach unten zu gehen. Während die unterirdischen Verstecke den Menschen bis jetzt Schutz gaben, ist nicht sicher, ob sie weiteren Bombardierungen standhalten können. © Abdullah Hammam / International Rescue Committee

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch. Deutsche Bearbeitung: Marcus Engert.

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