Irinnen aus der ganzen Welt reisen für das Recht auf Abtreibung nach Hause und Deutsche sind fucking gerührt
„Kosten von Hanoi nach Dublin: 800 Euro. Dauer der Reise: 20 Stunden. Chance, das Gesetz zu ändern: UNBEZAHLBAR.“
Buenos Aires, Toronto, Bangkok: Aus der ganzen Welt sind Irinnen und Iren angereist, um diesen Freitag beim Referendum über das umstrittene Abtreibungsgesetz ihre Stimme abzugeben. Abgestimmt wird über den sogenannten „Achten“, den achten Zusatz zur irischen Verfassung, der es Frauen verbietet, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen – sogar, wenn sie vergewaltigt wurden. Irland hat eines der restriktivsten Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch in Europa.
118.000 zusätzliche Wählerinnen und Wähler haben sich für die Abstimmung registriert, monatelang kämpften Befürworterinnen und Gegner des Gesetzes mit Kampagnen für und gegen das Recht auf Abtreibung.
Auf Twitter teilen die Menschen, die nun eigens für die Abstimmung nach Hause gefahren sind, ihre Reiseerlebnisse unter dem Hashtag #hometovote.
„30 Stunden auf einer Mission von Bangkok nach Dublin für das Recht am eigenen Körper“
„Ungefähr fünf Sekunden nachdem das Datum für das Referendum feststand, habe ich einen Flug nach Hause gebucht.“
„Meine Mama und mein Papa haben mich mit meinem Kampagnenpullover am Flughafen abgeholt.“
„Ich reise 5169 Meilen von Los Angeles nach Dublin.“
„Ich bin im Nachtbus nach Tokyo [...] und warte auf die Chance, um den achten Zusatz zur Verfassung abzuschaffen."
„Machu Picchu für Ja. Irland. Es ist Zeit, für alle Frauen in eurem Leben aufzustehen.“
Auch in Deutschland wird seit mehreren Monaten wieder über das Recht auf Abtreibung debattiert. Streitpunkt ist besonders das Informationsverbot nach Artikel 219a. Es verbietet Ärztinnen und Ärzten öffentlich darüber zu informieren, dass sie Abtreibungen anbieten. Auch der Artikel 218 gilt als umstritten, da er Abtreibungen grundsätzlich kriminalisiert, aber bis zur 12 Schwangerschaftswoche für straffrei erklärt.
In Deutschland reagieren deshalb Personen auf Twitter emotional auf die Irinnen und Iren.
Obwohl Schwangerschaftsabbrüche in Irland faktisch illegal sind, haben mindestens 170.000 Frauen seit 1983 Abtreibungen durchführen lassen. Ein Großteil der betroffenen Frauen musste dafür nach England reisen.
Zuletzt lagen die Befürworter der Abschaffung des Gesetzes in den Umfragen vorn. Auch der irische Ministerpräsident Leo Varadkar ist für eine Streichung des Gesetzes.
Die Wahlbüros sind bis 22 Uhr geöffnet. Das Ergebnis wird am Samstagmittag erwartet.
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