„Ich sehe Geschenke an Ärzte als problematisch an“, sagt Luc Martinon. Er wünscht sich innerhalb der Fachwelt mehr Diskussionen darüber, welche Zahlungen in Ordnung sind und welche fraglich. Martinon hofft, dass Wissenschaftler seine Datenbank für die Forschung nutzen werden und dass die Politik EU-weit Gesetze einführt, um Transparenz für Patient:innen zu schaffen. „Ich will als Patient sehen, ob die Ärzte, die mich behandeln, Geld von Pharmafirmen erhalten und wie viel. Aber so lange die Daten nicht vollständig sind, geht das nicht“, sagt Luc Martinon. Auch die Wissenschaftlerin Marlene Stoll sieht Nachholbedarf in der Diskussion um Transparenz in der Medizin: „Es gibt viele Interaktionen, die kein Problem sind, aber dadurch, dass so wenig darüber gesprochen wird und die Zahlungen an Ärzte so intransparent sind, kann man die Auswirkungen auf Entscheidungen und das Patientenwohl überhaupt nicht bewerten.“
Die Industrie hingegen wertet die freiwilligen Angaben der Ärzt:innen als Erfolg. Der Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) teilt auf Anfrage mit, man habe „wiederholt Anstrengungen unternommen, mehr Mediziner:innen zur Offenlegung zu bewegen“. Man befinde sich in „regelmäßigem Austausch mit Ärzteschaft und Fachgesellschaften“ und bedauere, dass die Bereitschaft der Ärzt:innen in Deutschland abnehme, die Zahlungen zu veröffentlichen. In Zeiten der Pandemie habe man aber auch Verständnis dafür, dass Mediziner:innen bei den damit verbundenen erheblichen Belastungen andere Prioritäten setzen würden. Einer weiteren gesetzlichen Regel bedürfe es aus Sicht der Pharmalobby nicht. Der Markt für pharmazeutische Produkte sei ohnehin schon so komplex und „streng reguliert“.
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