Todd und eine ihre Begleiterinnen fordern die Männer darin mehrfach auf, zu gehen. „Es ist egal, ob es körperlich war oder nicht. Es ging vier Stunden lang und war traumatisch“, so Todd gegenüber BuzzFeed News.
Auslöser der Beschimpfungen war laut Todd, dass einer der Männer sich an ihren Tisch gesetzt habe, worauf sie, ihre Agentin und ihre Assistentin ihn baten, sich woanders hinzusetzen.
Vorwürfe gegen das Marriott-Hotel
Das Barpersonal und die Security des Hotels habe die Männer nach ersten Beleidigungen kurzfristig aus der Bar entfernt, ihnen danach aber wieder Zutritt gewährt und auch Alkohol ausgeschenkt. Daraufhin kam es laut Todd zu weiteren Beleidigungen und Belästigung. Erst nach mehrmaligem Nachfragen ihrerseits habe das Barpersonal die Polizei gerufen.
Unklar ist, ob es sich bei der Männergruppe um Gäste des Hotels handelt. Laut Todd habe einer der Männer eine Schlüsselkarte des Marriott bei sich gehabt. Der andere sei später im Aufzug verschwunden.
Ein Angestellter des Marriott-Hotels sagte gegenüber BuzzFeed News am Samstagnachmittag am Telefon, er sei angewiesen, keinerlei Informationen zu dem Vorfall herauszugeben, die Pressestelle sei ab Montagmorgen wieder zu erreichen.
Auf eine erneute Anfrage auf Stellungnahme am Montagmorgen antwortet Hotel-Manager Hansjörg Hefel: „Es ist unsere höchste Priorität, dass sich unsere Gäste bei uns im Hause wohl und sicher fühlen. Diese Aufgabe und Verantwortung nehmen wir sehr ernst.“ Um die Privatsphäre der Gäste zu wahren könne man keine weiteren Aussagen zu dem Fall treffen.
Autorin angeblich gezwungen, Videos zu löschen
Anna Todd sagte im Gespräch mit BuzzFeed News am Sonntag, sie fühle sich hilflos. Der Grund dafür sei auch, dass die Polizei sie gezwungen habe, ein Beweis-Video von ihrem Twitter-Account zu löschen.
Todd hat über den Abend hinweg mehrere Videos aufgenommen, die BuzzFeed News vorliegen. Ihren Angaben zufolge habe sie der Polizei beim Eintreffen angeboten, diese als Beweise zu übergeben. Doch die Beamten hätten diese nicht sehen wollen. Stattdessen hätten sie gefragt, ob Todd die Videos auf Social Media gepostet hätte und forderten sie auf, diese zu löschen.
Vermutlich bezieht sich diese Aufforderung darauf, dass in Deutschland laut Kunsturhebergesetz „Bildnisse nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden dürfen.“ Todd gibt außerdem an, dass die Beamten ihr gesagt hätten, dass sie ihr das Handy wegnähmen, sollte sie das Video in sozialen Medien nicht löschen. Die Autorin kam dem nach, stellte aber am Sonntag ein weiteres Video auf Twitter online, auf dem die Gesichter der Männer nicht zu sehen sind.
Nach dem Vorfall sagte Anna Todd einen Termin ab, in dem Sie für Fans Bücher signieren sollte. Dies gaben ihre amerikanische Agentur und der Heyne Verlag am Samstag auf Twitter bekannt.
Anna Todd selbst äußerte sich auf Twitter: „Es tut mir so leid, dass ich in Frankfurt nicht signiere, aber diese Männer sind immer noch nicht identifiziert und so auch nicht von der Buchmesse entfernt worden.“
Die Polizei Frankfurt bestätigt den Vorfall und schreibt in einer Pressemitteilung: „Die Beamten wurden gegen vier Uhr in das Hotel gerufen, da es dort zu verbalen Streitigkeiten zwischen zwei Personengruppen gekommen sein soll. Als die Polizisten in dem Hotel eintrafen war nur noch eine der Gruppen anzutreffen. Eine 29-jährige US-Amerikanerin erstattete in diesem Zusammenhang Anzeige wegen Beleidigung. Die Polizei hat die Ermittlungen zu den Hintergründen und Motivationen der Beleidigung aufgenommen.“
Todd schildert es gegenüber BuzzFeed News aber so, dass einer der Männer sie auch dann noch weiter bedrängte, als die Polizei schon in der Lobby des Hotels stand. „Es war fünf Uhr, ich habe geweint und mit meinem Ehemann telefoniert. Einer der Männer kam mir entgegen und leuchtete mir mit der Taschenlampe (seines Handys) ins Gesicht.“ Die Polizei und das Hotelpersonal hätten ihr gegenüber gesagt, dass der Mann nur einen Ring im Gebüsch gesucht habe. Unglaubwürdig, findet Todd.
„Es schadet meiner Karriere“
Anna Todd ist noch eine weitere Woche auf Buchtour, obwohl sie am liebsten einfach nur nach Hause gefahren wäre. „Es schadet meiner Karriere“, sagt die Autorin im Gespräch mit BuzzFeed News. Sie denke seitdem jeden Tag an den Vorfall.
„Ich fühle mich schrecklich, weil ich viele Leute enttäuschen musste. Auch geschäftlich war es ein Verlust für mich. Ich bin den ganzen Weg aus den USA hierher gekommen, ich hätte eine Menge Bücher verkauft. All das, weil ein Hotel nichts getan hat.“
Vom Marriott erwarte sie, dass das Hotel das nächste Mal, wenn eine Frau belästigt wird, entschieden reagiere. „Das Sicherheitspersonal muss solche Männer rauswerfen.“
Und sie wolle weiterhin versuchen ,die Funktion und Namen der Männer herauszufinden, so Todd. „Die haben sich mit der falschen 'verrückten, amerikanischen MeToo-Frau' angelegt.“
Eine Pressesprecherin der Frankfurter Buchmesse sagte gegenüber BuzzFeed News am Telefon: „Es tut uns wahnsinnig leid, dass das passiert ist. Das bedauern wir sehr.“ Mit Anna Todd habe man bisher nicht gesprochen, jedoch seien weitere Nachgespräche mit dem Hotel oder dem Verlag der Schriftstellerin geplant, um genauer zu verstehen, was passiert sei.
Der Heyne Verlag, welcher Anna Todd in Deutschland verlegt, wollte sich auf Anfrage nicht äußern. „Anna Todd hat sich ja persönlich auf Ihren Kanälen zum Vorgang geäußert, dem ist von unserer Seite nichts hinzuzufügen“, heißt es in einer schriftlichen Antwort an BuzzFeed News.
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