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Zentralmelderegister.de war ein Fake, um AfD-Wählern zu zeigen, wie beschissen es ist, wenn Menschen zu Spitzeln werden

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Das „Zentralmelderegister“ ist reine Fiktion, schreiben die Macher.

Seit dem Wochenende sorgt das Portal Zentralmelderegister.de für Aufsehen und Protest im Netz. Auf dieser Seite werden angeblich Lehrerinnen und Lehrer mit Namen und dazugehöriger Schule veröffentlicht, wenn sie rechtspopulistische oder rechtsradikale Äußerungen getätigt haben. „Lehrkräfte schnell und sicher melden“ wirbt das Portal.

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Über ein Formular können Menschen Pädagogen verpetzen. Dazu sammelt die Seite angeblich Namen, die dazugehörige Schule, die unterrichteten Fächer und die getätigten Äußerungen.

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Zentralmelderegister.de zählte zuletzt angeblich knapp 100 Einträge aus allen 16 Bundesländern.

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Damit gibt das Portal vor, ähnlich wie eine Webseite der AfD Hamburg zu funktionieren. Diese hatte vor einigen Wochen eine Seite eingerichtet, auf der Schüler Lehrer melden sollen, die aus ihrer Sicht schlecht über die AfD reden. Der Unterschied: Beim Zentralmelderegister werden angeblich sogar die Namen der gemeldeten Lehrer veröffentlicht – bei der AfD nicht.

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Dutzende Menschen trollen das Portal der AfD nun, wie BuzzFeed News berichtete.

Doch Zentralmelderegister.de ist nicht echt. Es handelt sich um einen Stunt von politischen Aktivisten, wie die Macher am Montagabend bekannt gegeben haben. Sie nennen sich „Stay Behind Foundation“.

In ihrer auf Facebook veröffentlichten Pressemitteilung kritisieren sie die von der AfD in Hamburg, Berlin und Niedersachsen eingeführten Melde-Portale. Sie wollen mit ihrer Aktion darauf aufmerksam machen, dass die AfD versucht, Andersdenkende zum Schweigen zu bringen.

„Wir möchten, im Gegensatz zur AfD, nicht in einem Land leben, in dem Menschen durch Mitmenschen bespitzelt und denunziert werden“, schreiben die Macher der „Stay Behind Foundation“.

Weiter schreiben sie: „Unser 'Zentralmelderegister der Schulinstitute (ZeSch)' ist reine Fiktion, also komplett frei erfunden. Wir haben uns alle Namen, Schulen und Vorfälle ausgedacht.“

„Wir werden Zentralmelderegister.de in den kommenden Tagen wieder vom Netz nehmen“, sagen die Macher im Telefonat mit BuzzFeed News.

Außerdem bestätigen sie, dass sie keine durch das Formular erhobenen Daten speichern werden. „Alle getätigten Eingaben wurden unmittelbar mit dem Absenden ins ewige Datennirvana geschickt, es wurden keinerlei Daten gespeichert.“

Die Aktivisten wollten mit ihrem Portal zur Diskussion anregen. Unter anderem Volksverpetzer.de, die Faktenchecker von mimikama sowie T-Online.de berichteten über das Portal.

Vor allem mimikama verurteilte das Portal scharf: „Das anonyme melden von Pädagoginnen und Pädagogen halten wir für sehr gefährlich und problematisch. Die hier angewendete Methode ist (....) extrem menschenverachtend und demokratiefeindlich.“

Auch Volksverpetzer.de warnte vor dem Portal: „Private, parteiliche und vor allem anonyme Meldelisten sind undemokratisch und höchst bedenklich, vermutlich auch verfassungswidrig, egal von wem sie betrieben werden. Wir bitten darum, die Plattform nicht zu nutzen.“

Die Aktivisten haben ihre Pressemitteilung hier auf Facebook veröffentlicht.

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