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Brownface und Homophobie? Ich habe „Der Schuh des Manitu“ nach 22 Jahren noch mal geguckt

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Von: Helen French

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Der Schuh des Manitu: Links Santa Maria (Sky Du Mont), rechts Winnetouch (Michael „Bully“ Herbig), mittig ein „Facepalm“-Emoji
Ich habe den „Schuh des Manitu“ nach 15 Jahren noch mal geguckt und ich habe MEINUNGEN. © herbX Film / Constantin Film

Der „Schuh des Manitu“ ist einer der erfolgreichsten deutschen Filme der letzten zehn Jahre und ... Hm? Wie bitte? 22 Jahre? Oh Gott.

Ich muss nicht lange überlegen, was am „Schuh des Manitu“ schlecht gealtert sein könnte. Obwohl Bully nach wie vor darauf beharrt, der Film sei nicht homophob und all seine vielen, wirklich zahlreichen, sehr, sehr guten schwulen besten Freunde wären große Fans und überhaupt: Mir stellen sich die woken Nackenhaare schon im Voraus auf, wenn ich mich an Bullys Darstellung als schwule Witzfigur erinnere.

Von Whitewashing und Brownfacing fangen wir lieber erst mal gar nicht an, wobei man hier wenigstens das Argument anführen könnte, dass der „Schuh des Manitu“ nun mal die alten, viel debattierten „Winnetou“-Filme (mit dem weißen Franzosen Pierre Brice als indigener Amerikaner) parodiert ... der übrigens gar kein Fan vom „Schuh des Manitu“ war. Weil er Winnetouch und die Darstellung der „Indianer“ als respektlos empfand. Hach, süße Ironie.

Genug schwadroniert, jetzt wird geguckt. Ich bin gefasst auf Homophobie und Rassismus und gleichzeitig gespannt, ob von den wohlig-nostalgischen Gefühlen, die ich mit diesem Film nun mal verbinde, etwas übrig bleiben wird.

Der Schuh des Manitu: Santa Marias Auftritt
Der Schuh des Manitu: Santa Marias Auftritt © herbX Film / Constantin Film
Der Schuh des Manitu: Abahachi (Michael Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) sind an Pfählen gefesselt.
Der Schuh des Manitu: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden“ © herbX Film / Constantin Film
Eine Wild-West-Karte, auf der ein Ortsmarker als „Last Sex Before Highway“ eingezeichnet ist.
Der Schuh des Manitu: „Last Sex Before Highway“ © herbX Film / Constantin Film
Der Schuh des Manitu: Joe, Jim, Jack und John, Santa Marias Gang
Der Schuh des Manitu: Santa Marias „Gang“ auf Uschi loszulassen ist gar nicht mal so lustig. © herbX Film / Constantin Film
Der Schuh des Manitu: Santa Maria (Sky Du Mont) und Gang perfomen „Super Perforator“
Der Schuh des Manitu: Das Lied aus der „Superperforator“-Werbung © herbX Film / Constantin Film
Der namensgebende Schuh des Manitu
Der Schuh des Manitu: Sind das Adidas-Streifen? © herbX Film / Constantin Film
Der Schuh des Manitu: Abahachi ist in eine übergroße Mausefalle getreten.
Der Schuh des Manitu: Slapstick-Einlage von Abahachi (Michael „Bully“ Herbig) © herbX Film / Constantin Film
Der Schuh des Manitu: Winnetouch hängt unten ohne an der Lore.
Ich kann dieses Bild hören. © herbX Film / Constantin Film

Und das Fazit?

Puh .... es gibt schon so einiges im „Schuh des Manitu“, das diskutabel ist und mich beim Gucken mindestens irritiert hat. Allem voran das konstante Lächerlichmachen der einzigen schwulen Figur durch ihren heterosexuellen Darsteller und Autor. Dunkel geschminkte Weiße in „Indianerkostümen“. Sexistische Altherrenwitze. Ich kann den Film dennoch in seinem nostalgischen Wert genießen und fand ihn tatsächlich lustiger als erwartet – ich bin aber als weiße, heterosexuelle cis-Frau auch weder von Homophobie, noch von Rassismus betroffen.

Immerhin: Das Produktionsteam hat in verschiedenen Nebenrollen Native Americans besetzt (oder, wie Herbig es in einem dpa-Interview formulierte: „echte Indianer“), unter anderem den Schauspieler Robert Alan Packard, der dem Stamm der Sioux angehört. Problematisch ist aber, wenn Herbig das, wie das Interview suggeriert, als eine Art „Freispruch“ betrachtet. So von wegen: „Da waren Native Americans, die hätten ja sagen können, wenn sie was stört“.

Und über Winnetouch scheiden sich in queeren Kreisen die Geister. Sicherlich gibt es sie, die schwulen Männer, die „mitlachen“. Auf der anderen Seite kritisiert der Autor und LGBTQ-Aktivist Johannes Kram Herbigs Figur seit Jahren und schreibt in seinem Buch „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber ...: Die schrecklich nette Homophobie in der Mitte der Gesellschaft“:
„Auch wenn man ihn wie Bully charmant findet, den dummen Homo. Wenn es der dumme Homo ist, weil er dumm ist, weil er homo ist: Dann ist es Homophobie.“

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