Brownface und Homophobie? Ich habe „Der Schuh des Manitu“ nach 22 Jahren noch mal geguckt

Der „Schuh des Manitu“ ist einer der erfolgreichsten deutschen Filme der letzten zehn Jahre und ... Hm? Wie bitte? 22 Jahre? Oh Gott.
Ich muss nicht lange überlegen, was am „Schuh des Manitu“ schlecht gealtert sein könnte. Obwohl Bully nach wie vor darauf beharrt, der Film sei nicht homophob und all seine vielen, wirklich zahlreichen, sehr, sehr guten schwulen besten Freunde wären große Fans und überhaupt: Mir stellen sich die woken Nackenhaare schon im Voraus auf, wenn ich mich an Bullys Darstellung als schwule Witzfigur erinnere.
Von Whitewashing und Brownfacing fangen wir lieber erst mal gar nicht an, wobei man hier wenigstens das Argument anführen könnte, dass der „Schuh des Manitu“ nun mal die alten, viel debattierten „Winnetou“-Filme (mit dem weißen Franzosen Pierre Brice als indigener Amerikaner) parodiert ... der übrigens gar kein Fan vom „Schuh des Manitu“ war. Weil er Winnetouch und die Darstellung der „Indianer“ als respektlos empfand. Hach, süße Ironie.
Genug schwadroniert, jetzt wird geguckt. Ich bin gefasst auf Homophobie und Rassismus und gleichzeitig gespannt, ob von den wohlig-nostalgischen Gefühlen, die ich mit diesem Film nun mal verbinde, etwas übrig bleiben wird.
- 1. Erst mal Schock, dass Bully im Film quasi so alt ist wie ich heute. Früher kam er mir so furchtbar alt und erwachsen vor ...
- 2. Guter Auftakt. Beim Blutsbrüderpakt haut Ranger Abahachi eine rein. Ich lache.
- 3. Ich bin mir dank Sepia-Filter nicht sicher, ob hier wortwörtliches Brownfacing betrieben wird, aber mir kommt Bullys Teint ... untypisch vor.
- 4. Gab es je einen besseren ersten Auftritt als Sky du Monts vorm Apachen Pub? 10/10

- 5. Falscher Hases Tod könnte auch direkt aus einem Nackte-Kanone-Film kommen.
- 6. „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden“ war schon einfach ein Urzeit-Meme. Wie viele Jahre stand das deutschlandweit auf Bierbauch-gespannten T-Shirts?

- 7. Sky Du Mont hat die besten Lines in diesem Film.
- 8. Ich war auf Winnetouch vorbereitet. Die schwule Witzfigur ist trotzdem aus heutiger Sicht bizarr.
- 9. Hat er gerade wirklich gesagt: „Das Anschleichen ist beim Indianer genetisch veranlagt“? Leute.
- 10. Ein „Frau am Steuer“-Gag! Wissen viele nicht, das war bis 2017 noch gesetzlich vorgeschrieben, mindestens einer pro Film. Schöne Grüße von Fips Asmussen.
- 11. Uschi ist ein „Halbblut“? Ist Uschi ein Pferd?
- 12. Auf der Reise kehren Ranger und Abahachi an einem Ort mit dem Titel „Last Sex Before Highway“ ein ... den Gag hab ich früher *definitiv* nicht mitbekommen.

- 13. RICK KAVANIAN <3 National Treasure!
- 14. Die Musiknummern hatte ich komplett vergessen und sie sind viel besser, als ich gedacht hätte!
- 15. Uschi hat gerade die Pole-Dance-Stange abgeleckt. Uschi hat jetzt Herpes.
- 16. Äh, bitte was? Santa Maria droht Uschi (und dann Ranger) damit, seine geifernden „Männer auf [sie] loszulassen“ – doppelter Vergewaltigungs-Gag! Cool!

- 17. Als Kind hat mich Apollo 13 wirklich ganz furchtbar unglücklich gemacht. Darauf erst mal einen Ouzo.
- 18. Ach, ich wünschte, es wäre alles etwas weniger brownfacey, homophob und sexistisch und etwas mehr „John hat sich meinen Kugelschreiber in den Popo gesteckt“ – „Ja, das ist John.“
- 19. Der Dialog zwischen Ranger und Uschi gefesselt am Pfahl ist aber schon wieder ganz doll „Nackte Kanone“. Und ein bisschen Mel Brooks. Ich lieb’s.
- 20. Ich sage es erneut: Rick Kavanian ist ein National Treasure und muss um jeden Preis beschützt werden.
- 21. Ok, jetzt habe ich den Rest des Tages einen „Superperforator“-Ohrwurm. Und warum ist Sky Du Mont so gut in diesem Film?!

- 22. Dimitri to the Rescue! Fun Fact: Als ich als Teenager zum ersten Mal in Griechenland war, habe ich die Locals anfangs mit „Hellas“ begrüßt. Nach mehreren Tagen verwirrter Griech:innen habe ich dann mal recherchiert und mich in Grund und Boden geschämt. Danke, Dimitri.
- 23. Ist der Schuh des Manitu … von Adidas?

- 24. Für Dialoge wie: „Ich könnte dich zu meiner Frau nehmen“ – „Was soll ich denn bei deiner Frau?“, lebe ich.
- 25. Hat das kotzende Pferd eigentlich noch irgendwen als Kind aufgeregt?
- 26. „Wie hast du mich gefunden?“ – „Fürs erste Mal, Wahnsinn“ - TOLL.
- 27. Dimitri baut in seiner Freizeit Vogelhäuschen? Warum ist er so cute?
- 28. Winnetouch soll sich verstecken und stolpert direkt in eine versteckte Kammer hinein. Ha-ha. Der inkompetente Homo vergeigt es mal wieder. Das nervt mich.
- 29. Abahachi hüpft von Mausefallen in Kackhaufen, ich find’s heute so großartig wie damals, guter Slapstick ist halt zeitlos.

- 30. Hombre konfrontiert Santa Maria mit der Energie eines entnervten Klassenlehrers kurz vor der Pension.
- 31. Wie delivert Sky Du Mont „Na gut, ich bring’s zurück“ so WAHNSINNIG witzig?
- 32. Wer will mit mir eine Petition für mehr random Musical-Einlagen in deutschen Filmen starten?
- 33. Winnetouch vergeigt es mal wieder … Surprise!
- 34. Diese Szene mit Winnetouch und dem Förderwagen hat mich als Kind verstört, heute finde ich sie nur ein bisschen ekelig. Dieses Geräusch …

- 35. Ich wünsche mir ein Spin-Off mit Hombre und Dimitri.
- 36. Winnetouch sabbelt wieder was von Prosecco und Querstreifen, und ich denke: Jaha, wir haben es verstanden, er ist schwul, sehr lustig, toller Gag. Meine Güte.
- 37. Hat Uschi gerade von afroamerikanischen „Einwanderern“ gesprochen? Äh …
- 38. Die alte Frau, die sich so über ihren „Bürgermeister von Wesel“-Gag freut: Ich nach dem dritten Glas Wein.
Und das Fazit?
Puh .... es gibt schon so einiges im „Schuh des Manitu“, das diskutabel ist und mich beim Gucken mindestens irritiert hat. Allem voran das konstante Lächerlichmachen der einzigen schwulen Figur durch ihren heterosexuellen Darsteller und Autor. Dunkel geschminkte Weiße in „Indianerkostümen“. Sexistische Altherrenwitze. Ich kann den Film dennoch in seinem nostalgischen Wert genießen und fand ihn tatsächlich lustiger als erwartet – ich bin aber als weiße, heterosexuelle cis-Frau auch weder von Homophobie, noch von Rassismus betroffen.
Immerhin: Das Produktionsteam hat in verschiedenen Nebenrollen Native Americans besetzt (oder, wie Herbig es in einem dpa-Interview formulierte: „echte Indianer“), unter anderem den Schauspieler Robert Alan Packard, der dem Stamm der Sioux angehört. Problematisch ist aber, wenn Herbig das, wie das Interview suggeriert, als eine Art „Freispruch“ betrachtet. So von wegen: „Da waren Native Americans, die hätten ja sagen können, wenn sie was stört“.
Und über Winnetouch scheiden sich in queeren Kreisen die Geister. Sicherlich gibt es sie, die schwulen Männer, die „mitlachen“. Auf der anderen Seite kritisiert der Autor und LGBTQ-Aktivist Johannes Kram Herbigs Figur seit Jahren und schreibt in seinem Buch „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber ...: Die schrecklich nette Homophobie in der Mitte der Gesellschaft“:
„Auch wenn man ihn wie Bully charmant findet, den dummen Homo. Wenn es der dumme Homo ist, weil er dumm ist, weil er homo ist: Dann ist es Homophobie.“
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