Kleiner Hinweis, damit du dich nicht wunderst, dass einige Lieblinge wie Alice, Tinkerbell oder Meg nicht in der Liste vorkommen: Wir widmen uns hier den offiziellen 12 Disney-Prinzessinnen, plus denen, die noch in die Liste aufgenommen werden könnten.
Den Anfang der Reihe macht Schneewittchen. Eine wunderschöne Prinzessin mit „perfekten“ 90-60-90-Maßen und makelloser Haut. Doch was noch wichtiger ist: Sie ist DIE „Vorzeige-Hausfrau“ schlechthin. Wer schmeißt in einer WG mit sieben Männern den Haushalt? Natürlich die einzige Frau in der Runde. Denn Putzen, Kochen und die Herren der Schöpfung betüdeln ist ja Frauensache. Klar! Zum Glück sind die freundlichen Waldtiere nur einen Pfiff entfernt, um ihr den Großteil der Arbeit abzunehmen. Zugegeben: Das würde ich auch heutzutage noch gerne können.
Aber zurück zu Schneewittchen. Im Großen und Ganzen ist sie, außer im Haushalt, komplett passiv. Sie beißt in einen Apfel, wird vergiftet und oh, siehe da! Ein Prinz kommt aus dem Nichts und rettet sie mit einem Kuss. Ziemlich gruselig, denn Schneewittchen liegt zu diesem Zeitpunkt schon in einem Sarg. Aber okay, lassen wir das mal so stehen. Am Ende heißt es natürlich: Ende gut, alles gut. Ohne Mann wäre Frau also aufgeschmissen. Gut zu wissen.
Dreizehn Jahre später ging es mit der Emanzipation noch schleppend voran. Unsere Heldin Aschenputtel ist auch am Schrubben. Diesmal aber (noch) nicht für ihren Göttergatten, sondern für ihre böse Stiefmutter und deren Töchter. Ihr großes Ziel: Auf den Ball zu gehen, um den schönen Prinzen kennenzulernen. Dank der guten Fee schafft sie dies auch und es ist Liebe auf den ersten Blick! Weil der Prinz daraufhin das ganze Land nach ihr absucht, kriegt unsere ebenfalls passive Heldin neben ihrem Schuh auch ihr Happy End.
Dornröschen hat wohl eigentlich eher den ersten Platz verdient. Und zwar den für die passivste Disney-Heldin, die es gibt. Denn die Gute schläft (fast) die ganze Zeit. Immerhin darf sie vorher kurz im Wald tanzen. Aber es kommt zum Glück wieder ein Prinz aus dem Nichts, um sie zu retten. Halleluja! Auch dieser küsst schlafende Prinzessinnen. Was war früher mit den Prinzen los? Creepy ...
Hier wird es langsam interessanter, denn Meerjungfrau-Prinzessin Arielle ist die Erste, die einen Traum hat, der sich nicht ausschließlich um ihren Traumtypen dreht. Klar, sie will zum Menschen werden, weil sie sich in einen Prinzen verliebt hat, aber sie ist allgemein von der Welt über Wasser fasziniert. Vor allem, setzt sich dafür gegen ihren strengen Vater durch, um ein frei bestimmtes Leben zu führen. Die Frauenbewegung aus den späten 60ern trug hier also schon langsam Früchte. Ihr Schicksal liegt dann aber trotzdem in den Händen ihres Auserwählten.
Belle entspricht schon von ihrem Namen her dem gängigen Schönheitsideal. Aber sie ist die Erste, bei der nicht nur ihre Schönheit, sondern vor allem ihre Intelligenz betont wird. Sie ist sehr neugierig und belesen und weigert sich in die Rolle einer verheirateten Frau gedrängt zu werden, indem sie dem arroganten Gaston einen Korb gibt. Am Ende ist sogar sie es, die ihren Prinzen rettet. Go Girl!
Jasmin ist ebenfalls ein gutes Beispiel dafür, dass Frauen sich keinesfalls irgendwelchen Vorschriften beugen müssen. Regelmäßig bricht sie aus dem Palast aus, um ihr Ding zu machen, hat einen Tiger als Hauskatze und pfeift aufs Heiraten. Hier haben wir auch die umgekehrte Variante, was die sozialen Schichten angeht. Während Jasmin in einem riesigen Palast aufwuchs, lebt Aladdin auf der Straße. Weil sie mal eben das Königreich gerettet und den Genie befreit haben, darf Jasmin am Ende heiraten, wen sie möchte. Für sich einstehen lohnt sich, Mädels!
Hier geht es nicht nur um unterschiedliche soziale Schichten, sondern um verfeindete Völker! Pocahontas bringt John dazu, sich in sie, in ihr Land und in ihre Kultur zu verlieben. Die indigene Häuptlingstochter ist eine starke, spirituelle Persönlichkeit, die für sich und ihr Volk kämpft will. Dabei ist sie die perfekte Mischung aus Entschlossenheit und weiblicher Feinfühligkeit. Das Paar lernt hier voneinander und versteht dadurch, dass das, was man nicht kennt, nicht unbedingt „gut“ oder „böse“ sein muss. Auch hier gibt es eine gewisse Balance zwischen den Hauptcharakteren.
Mein All time Favourite ist ohne Zweifel Mulan. Sie war das größte Vorbild meiner Kindheit, denn sie ist mutig, stark und macht dabei auch noch eine gute Figur. Zwar gehören Haushalt und Hofarbeiten auch zu ihrem Aufgabenspektrum, diese bewältigt sie aber auf ihre ganz eigene unkonventionelle Art und Weise. Einen offenen Sack Körner an einen Hund zu binden und diesen mit einem Knochen hin- und herzulocken, um die Hühner zu füttern, muss einem auch erst einmal einfallen. Mulan will der Familie Ehre erweisen, was für Frauen zu ihrer Zeit eigentlich nur bedeutet, zu heiraten. Stattdessen zieht sie heimlich in den Krieg, um ihren Vater zu beschützen. Dabei pfeift sie auf das strenge Gesetz und rettet nicht nur den Kaiser, sondern auch noch ganz China.
Tianas Geschichte spielt in New Orleans im Jahre 1926. Also zu einer Zeit BEVOR Disney Schneewittchen herausgebracht hat. Allerdings ist Tiana trotz allem eine sehr selbstständige und selbstbewusste junge Frau, die ein eigenes Restaurant eröffnen möchte. Damit ist sie quasi die erste Disney-Prinzessin mit einem richtigen Job. Trotzdem ist überwiegend die Love Story mit Prinz Naveen im Vordergrund.
Ach ja, Rapunzel. Sie ist süß, sympathisch und im Besitz einer Bratpfanne. Diese weiß sie auch in jedem Fall zu benutzen. Auf den ersten Blick scheint es hier etwas rückläufig zu sein, was die Rollenaufteilung angeht: Sie ist die hübsche Prinzessin. Dieb Flynn ist ihr gut aussehender Beschützer. Der Schein trügt jedoch, denn unsere taffe Rapunzel rettet ihren „Beschützer“ gerne mal zurück.
Und jetzt geht es richtig los mit der Emanzipation. Die schottische Prinzessin ist die erste aus dem Hause Disney, die tatsächlich nicht in den Armen eines Prinzen endet. Zwar soll sie denjenigen heiraten, der die traditionellen Festspiele um ihre Hand gewinnt, doch darauf hat sie so gar keine Lust. Sie tritt für sich selbst um ihre eigene Hand an und zeigt den Kerlen, wo es lang geht. Anstatt einer klassischen Liebesgeschichte steht hier vor allem die Beziehung zu ihr und ihrer streng traditionellen Mutter im Mittelpunkt. Zweifelsohne ist Merida ein tolles Vorbild, um für sich selbst einzustehen und für das zu kämpfen, was man will!
Hier gibt es gleich zwei Prinzessinnen. Auf der einen Seite Elsa, die sich für ihre magischen Kräfte schämt und vor ihren Pflichten wegläuft. Sie macht eine große Entwicklung durch, indem sie lernt sich selbst zu lieben und gegen ihre Ängste anzukämpfen. Ihre kleine Schwester Anna ist da etwas mehr teeny unterwegs. Sie ist flippig, leidenschaftlich und träumt von der großen Liebe. Die findet sie auch. Nur eben auf Umwegen. Doch die Beziehung, die hier wirklich zählt, ist die zwischen den beiden Schwestern. Kopf hoch also an alle Singles da draußen. Drückt eure Family & Friends. Liebe ist überall.
Eine junge Frau. Eine Mission. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Prinz? Wird nicht einmal im Ansatz erwähnt und funktioniert trotzdem wunderbar. Um ihr Volk zu retten, tut sie sich mit einem Halbgott zusammen, der aber in diesem Fall nicht den Ton angibt. Ihre größte Stützte ist der Geist ihrer Omi und nicht irgendein Kerl.
Krieger-Prinzessin Raya beschützt das Drachenjuwel schon ihr ganzes Leben lang. Um den Frieden und die Ordnung in ihrem Heimatland wiederherzustellen, macht sie sich auf die Suche nach dem letzten lebenden Drachen. Dabei kommt ihr ihre Erzfeindin Namaari immer wieder in die Quere. Es ist von der Mission her eigentlich ähnlich wie bei ihrer Vorgängerin Vaiana. Nur mit einer geballten Ladung an Sidekicks und viel mehr Action. Frauen und Action? Das geht!
Mirabel ist also das Schlusslicht in dieser Reihe und wenn man sie und Schneewittchen nebeneinander stellen würde, dann wäre das quasi wie Tag und Nacht. Mirabel ist Mitglied einer kolumbianischen Großfamilie, die mit individuellen magischen Kräften gesegnet wurde. Sie ist die Einzige in der Familie, die keine übernatürlichen Kräfte besitzt. Sie ist auch sonst eigentlich ein völlig normales Mädchen. Doch am Ende liegt es an ihr zu erkennen, dass auch sie etwas Besonderes und diejenige ist, die ihrer Familie am Ende Kraft gibt.
Wie man sieht, hat Disney schon einen ganz schönen Wandel hinter sich. Klar, es ist noch Luft nach oben, gerade was zum Beispiel die Repräsentation der LGBTQ+-Community angeht oder bei der Emanzipation an sich. Aber das, was die modernen Disney-Prinzessinnen ihren Zuschauer:innen vermitteln sollen, sind wichtige allgemeingültige Werte wie Selbstliebe, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. Familie und Freundschaft sind Fundamente, auf die man bauen und zählen kann. Die eigene Verwirklichung und Selbstfindung ist dabei wichtiger, als den perfekten Partner zu finden.
Also Mädels, wenn ihr etwas wollt, holt es euch! Auf einen Prinzen, der aus dem Nichts kommt, kann man nämlich lange warten. Auf Waldtiere, die im Haushalt helfen leider auch ...