Marvel
New York – Marvel Entertainment LLC ist ein amerikanischer Comicverlag mit Sitz in New York und neben den DC Comics einer der weltweit
größten Verlage für Comics und Superhelden-Geschichten auf Papier und auf der Leinwand. Stan Lee sorgte mit der Erfindung der Fantastic
Four und Iron Man für die größten Erfolge des Verlags. Aus der Filmbranche der großen Superhelden-Blockbuster ist Marvel nicht mehr
wegzudenken. Im Jahr 2009 wurde Marvel Entertainment für vier Milliarden US-Dollar von Disney übernommen.
Geschichte des Verlags: Gründung und Stan Lees Einfluss
1939 gründete Martin Goodman den Verlag Timely Publications, der später in Timely Comics umbenannt wurde und danach zu Marvel
werden sollte. Während des zweiten Weltkriegs wurden Comics über die Helden Captain America, Human Torch oder Patsy Walker
veröffentlich. 1944 folgte der erste Captain America-Spielfilm als erster Superheldenfilm. In den 30er- und 40er- Jahren waren Comics vor
allem in America sehr beliebt und brachten dem Verlag, der sich gegen 20 andere Comicbuch-Verlage durchsetzen musste, einen respektablen
Umsatz ein.
In den 50er-Jahren nahm die Begeisterung für Comics allerdings wieder ab und auch Timely bekam das zu spüren. Immer wieder hieß es in
den Medien, dass Comics einen schlechten Einfluss auf Kinder haben würden. Damals wurde auch die Zensurbehörde für Comics, Comic Code
Authority (CCA), gegründet.
Um sich aus dieser Krise zu befreien, engagierte Martin Goodman Ende der 50-Jahre den Comicautor Stan Lee, der neue Superhelden für
Marvel Comics kreieren sollte, wie der Verlag ab 1961 hieß. Auch bei DC lief die Wiederbelebung von Superhelden wie The Flash gut, weshalb
man auf den Zug aufspringen wollte. Lee erschuf gemeinsam mit Jack Kirby die Fantastic Four und nach deren Erfolg den Hulk, Iron Man, Thor
und die X-Men. Danach arbeitete Lee mit Bill Everett zusammen, mit dem er Daredevil erschuf und mit Steve Ditko kreierte er schließlich
Human Torch (heute Doctor Strange) und Spider-Man. Lee wollte mit seinen Helden das Superhelden-Genre neu erfinden, weshalb er sie nicht
als allmächtige Figuren darstellte. Stattdessen hatten Spider-Man, Hulk, Iron Man und Co. Macken und Fehler wie Wutausbrüche,
gesundheitliche Probleme, Einsamkeit oder Geldsorgen.
Stan Lee kreierte außerdem den sogenannten „Marvel-Stil des Comicschreibens“. Da er Autor so vieler Serien war, verkürzte er sich
Arbeitsschritte, in dem er von Comics nur Zusammenfassungen schuf. Erfahrene Zeichner kreierten dazu die Seiten der Comic-Bilder und Lee
fügte später die Texte in die Sprechblasen ein. Aus diesem Grund sind viele der Zeichner Co-Autoren von Lees Comics und es ist immer wieder
umstritten, wie viele Arbeitsschritte an welchen Comics Lee wirklich selbst erledigte.
Spider-Man, Iron Man & Co.: Großer Aufschwung für Comic-Helden
In der 60er-Jahren konnte sich Marvel nicht zuletzt dank Stan Lees Superhelden wie Iron Man, Spider-Man, Doctor Strange und Co. über einen
großen Aufschwung des Genres freuen. Wegen der Beliebtheit von Helden wurden auch einige frühere Monstercomics umgeschrieben. Dazu
gehörte zum Beispiel „Tales to Astonish“, das mit Giant-Man und Wasp Superhelden zur Handlung dazubekam. Später kamen auch Hulk und
Namor, der Sub-Mariner dazu. Zu dieser Zeit gehörten neben Lee, Ditko, Kirby und Everett auch Don Heck, John Romita Sr. und Werner Roth zu
den kreativen Köpfen des Verlags, ebenso wie Roy Thomas, der als weiterer Autor zusätzlich zu Lee engagiert wurde. Er erschuf 1971 den
Kree-Skrull-Krieg bei den Avengers, der bis heute Stoff der Avengers-Filme und Comics ist.
In den 70er-Jahren nahm die Hysterie um Superhelden wieder ab und Marvel sicherte sich in dieser Zeit seine Umsätze mit Horrorcomics.
Damals kamen vor allem die Comics „Man-Thing“, „Tomb of Dracula“ und „Werewolf by Night“ bei den Lesern an. In dieser Zeit kamen viele
junge Autoren zum Verlag. Auch für Chris Claremont und John Byrne, die die „X-Men“-Serie übernahmen und zu einem von Marvels
berühmtesten Comics machten, war es der Beginn der Karriere. 1978 wurde Jim Shooter Chefredakteur bei Marvel und setzte mit einer
Umstrukturierung das Niveau des Verlags auf ein neues Level. Er war es auch, der die Methode der Crossover, bei denen sich die Wege der
Charaktere von verschiedenen Comics kreuzen, einführte.
Interesse an Comics sinkt: Dunkle Zeiten und Beinahe-Bankrott für Marvel
In den 80er-Jahren erfreuten sich vor allem die dunklen Superhelden-Typen, die mehr als Selbsträcher auftraten, großer Beliebtheit. Die
Comic-Serie „Daredevil“ wurde von Comicautor Frank Miller in einen düstereren Ton versetzt. Danach bekam auch der Punisher eine eigene
Serie.
1988 kaufte der Investor Ron Perelman Marvel Comics und brachte das Unternehmen an die Börse. In den 90er-Jahren machte er den Verlag
so groß, dass sich die Comicveröffentlichungen vervielfachten. In dieser Zeit kamen auch die Comedy-Comics „Beavis and Butthead“ heraus.
1994 kaufte Marvel dann Malibu Comics, verspekulierte sich dabei aber und stand kurz vor dem Bankrott, bis Isaac Perlmutter Vorsitzender
und CEO des Unternehmens wurde. Gemeinsam mit der Führungsspitze bestehend aus Avi Arad, Bill Jemas und Joe Quesada probierte er
immer wieder neue Konzepte im Verlag aus und erhöhte den Erfolgsdruck auf die Mitarbeiter. So konnte in den 2000er-Jahren das drohende
Verlagsaus abgewendet werden. Zu dieser Zeit waren besonders die Marvel Knights beliebt, Straßen-Superhelden, die für die Unterschicht für
Recht kämpften.
Im Jahr 2009 kaufte Disney den Marvel-Verlag auf und strukturierte um. Es gibt mittlerweile digitale Comics, Augmented-Reality-Apps und mit
Marvel Now! folgten haufenweise Neuauflagen berühmter Superhelden-Geschichten.
Marvel Cinematic Universe: So entstand das heutige MCU
Die Neuauflagen vieler Superhelden des Marvel-Verlags zeichneten sich in den letzten 14 Jahren dadurch aus, dass die meisten davon
miteinander verknüpft sind. Das sogenannte Marvel Cinematic Universe ist das Filmuniversum der Marvel-Helden, die in der gleichen Realität
leben und sich immer wieder für Abenteuer begegnen.
Über mehrere Jahrzehnte hatte Marvel die Filmrechte der Comics an verschiedene Filmstudios vergeben. Anfang der 2000er-Jahre fielen aber
die meisten Lizenzen an Marvel zurück und man entschied sich, in Zukunft selbst Filme zu produzieren, die alle in einem Zusammenhang
stehen sollten. Das Tochterunternehmen Marvel Studios bekam gemeinsam mit dem Vertriebspartner Paramount Pictures einen Kredit von
525 Millionen US-Dollar und machte sich an Werk.
Zunächst konzentrierte man sich auf ursprüngliche Avengers-Mitglieder und 2008 kam der erste „Iron Man“-Film des MCU ins Kino. Es war ein
Risiko des Verlags, doch der Film wurde ein Erfolg, weshalb danach auch „Der unglaubliche Hulk“, „Iron Man 2“, „Thor“, „Captain America“ und
2012 dann der erste gemeinsame Avengers-Film folgten. In der zweiten Phase des MCU von 2013 bis 2015 kamen Einzelfilme mit den Helden
Ant-Man und den Guardians of the Galaxy dazu, die dritte Phase von 2016 bis 2019 stellte auch Doctor Strange, Spider-Man und Black Panther
vor, die ebenfalls in den gemeinsamen Avengers-Filmen auftraten. Die vierte Phase begann 2021 mit einem Solo-Film über Black Widow und
Shang-Chi, sowie die neue Helden-Gruppe der Eternals. Ab 2022 sollen auch die Filme „Morbius“ und „Deadpool 3“ dazugehören.
Zum MCU gehören außerdem Serien wie „WandaVision“, „Hawkeye“, „Loki“ und „The Falcon and the Winter Soldier“ sowie im weiteren Sinne
auch „Daredevil“, „Jessica Jones“ und „Agents of S.H.I.E.L.D.“
Filme und Serien: So kamen die Marvel-Comics auf die Kino- und TV-Bildschirme
Der erste Film, der aus einem Marvel-Comic entstand, war „Captain America“ im Jahr 1944. Es folgten Spider-Man-, Hulk- und Doctor StrangeVerfilmungen in den 70er-Jahren. In den 80er-Jahren kamen auch „Howard the Duck“ und „The Punisher“ dazu, in den 90ern die „Fantastic
Four“, „Generation X“, „Agent Nick Fury“ und „Blade“. Die 2000er-Jahren wurden vor allem von den „X-Men“-Filmen dominiert, aber auch
Spider-Man bekam mit Tobey Maguire in der Hauptrolle eine neue Chance auf Ruhm.
Ab dem neuen Jahrtausend gab es jährlich Marvel-Filme im Kino. Zwischen den Filmen des Marvel Cinematic Universe kamen auch weitere
Filme über den Punisher, die X-Men, Ghost Rider, Wolverine, Deadpool, die Fantastic Four und Venom heraus. Mittlerweile ist die Liste der
Marvel-Filme etwa 80 Titel lang.
Die Serien, die im Fernsehen oder auf Streaming-Diensten zu sehen sind, erfreuen sich seit den 2010er-Jahren ebenfalls großer Beliebtheit
beim Publikum. Dazu gehören zum Beispiel „Marvel’s Agent Carter“, „Marvel’s Luke Cage“, „Marvel’s Iron Fist“ oder „Helstrom“.
Berühmteste Figuren: Diese Helden kennt jeder
Zu den berühmtesten Figuren gehören nach wie vor die auch aktuell bekanntesten Helden Spider-Man, die Avengers, Hulk, Daredevil, Captain
America und Iron Man. Iron Man wird im MCU von Robert Downey Jr. gespielt, Captain America von Chris Evans. Daredevil aka. Matt Murdock
ist in der Serie von 2015 Schauspieler Charlie Cox, der aktuelle Hulk ist Mark Ruffalo.
Spider-Man wird in den Avengers-Filmen vom britischen Schauspieler Tom Holland dargestellt, 2012 und 2014 in „The Amazing Spider-Man“
übernahm die Rolle Andrew Garfield. Anfang der 2000er-Jahre spielte Tobey Maguire den netzschwingenden Superhelden und wird
fälschlicherweise oft als der erste Spider-Man betitelt. In den 70er-Jahren nahm aber bereits Nicholas Hammond die Rolle für drei Filme ein.