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Ich habe mir Netflix‘ neue True Crime-Serie „The Sons of Sam“ angesehen, damit du es nicht musst

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Von: Nadja Rödig

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Ein Fahndungsfoto von David Berkowitz und ein satanistisches Abbild daneben.
„The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“ auf Netflix © Netflix

Nach allen vier Folgen der neuen True Crime-Serie „The Sons of Sam“ im Binge Watch-Marathon auf Netflix bin ich etwas schlauer und habe trotzdem zig Fragen.

Wie du vielleicht auch, bin ich ein großer Freund von True Crime-Formaten. Netflix ist in dieser Spate ziemlich gut aufgestellt und hat bisher auch nur selten mit seinen Dokuserien und Filmen enttäuscht. Ein guter Grund, sich auch die neueste Netflix-Serie „The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“ von Regisseur Joshua Zeman anzusehen, richtig? Ja und nein, denn wer sich den Trailer zu „The Sons of Sam“ ansieht, erwartet womöglich etwas anderes, als man im Endeffekt bekommt. Bevor du also immerhin ganze vier Stunden in diese düstere wahre Geschichte investierst, lass mich ein paar Dinge zur Serie sagen ...

Netflix‘ „The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“. Was du von der neuen True Crime-Serie erwarten kannst

Wenn du ein Portrait ähnlich der Netflix‘ Ted Bundy-Doku suchst, wirst du hier kaum fündig. Denn im Endeffekt dreht sich die Serie weniger um Serienmörder David Berkowitz alias „The Son of Sam“, als um den Mann, der zu Lebzeiten versucht hat, die Hintergründe der Morde zu verstehen: Journalist und Autor Maury Terry.

„Ein Abstieg in die Dunkelheit“ ist diese Doku über den Mann, der sechs Menschen im New York der 70er-Jahre ermordet und sieben weitere schwer verletzt hat, trotzdem. Denn Maury Terry versucht alles um die Beweggründe der Tat zu verstehen und folgt Spuren, denen damals nicht einmal die Polizei nachgegangen ist. Wobei sich quasi alles um die eine Frage dreht: War David Berkowitz Einzeltäter oder gab es mehr als einen Son of Sam?

Falls du jetzt Bock auf die Serie bekommen hast, kannst du sie dir direkt auf Netflix ansehen! Für alle anderen gilt ab hier Spoiler-Alarm!

Netflix‘ „The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“. Eine True Crime-Serie in vier Folgen

Folge 1: „Hallo aus der Gosse“

Die erste Folge von „The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“ dreht sich um das, wofür man überhaupt erstmal viele True Crime-Serien einschaltet: Die Serienmorde. In den Jahren 1976 und 1977 dominiert Angst in New York City, zumindest wenn man den Schlagzeilen von damals und den befragen Passant*innen glauben darf. Denn in dieser Zeit werden insgesamt sechs Menschen von einem Mann erschossen und sieben weitere schwer verletzt. Dank der Aussagen der Überlebenden können verschiedene Phantombilder angefertigt werden, die sich jedoch teils stark unterscheiden. Gemeinsam haben alle Angriffe die benutzte Waffe, eine Kaliber 44.

Die Auswahl der Opfer erscheint dagegen willkürlich. Junge Frauen und Pärchen, die auf dem Nachhauseweg sind oder in ihren Autos sitzen, werden ohne Vorwarnung angeschossen. An einem Tatort hinterlässt der Mörder schließlich einen ersten Brief, in dem er sich selbst den „Son of Sam“ nennt und davon spricht, dass Vater Sam nach Blut verlangt. Die Fahndung nach dem sechsfachen Mörder bleibt lange erfolglos - bis zu einem letzten Angriff. Nach dieser Nacht stößt ein Ermittler auf einen auffälligen Strafzettel, ausgestellt auf David Berkowitz. Als er von der Polizei kurz darauf festgenommen und nach seinem Namen gefragt wird, antwortet Berkowitz: „Ich bin der Son of Sam. Jetzt habt ihr mich.“

Nach seiner Verhaftung gesteht David Berkowitz die Verbrechen und sagt aus, dass er im Auftrag des Hundes seines Nachbarn Sam Carr gehandelt hat und das dieser Hund ein 6000 Jahre altes Wesen sei. Doch Journalist Maury Terry vermutet mehr hinter den Morden und stößt auf den Sohn von Sam Carr: John Wheat Carr. In den Briefen von Berkowitz wurde ein John Wheaties erwähnt. Auffällig genug für Terry, der daraufhin ein Foto von John mit den Phantombildern vergleicht und eine frappierende Ähnlichkeit feststellt. Gab es also doch mehr als einen Son of Sam?

David Berkowitz auf seinem Polizeifoto.
„The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“ auf Netflix © Netflix

Folge 2: „Zwickmühle“

In Folge 2 der Netflix-Serie „The Sons of Sam“ geht es für Maury Terry und seine Ermittlungen erst richtig los. Während die Presse sich auf jede Kleinigkeit rund um David Berkowitz stürzt und sogar ein Foto von ihm, schlafend in seiner Zelle, abdruckt, verfolgt Terry die Spur zu Familie Carr. Sam Carr wird durch die Interviewpartner der Netflix-Doku als verbitterter Mann beschrieben, von dem man gehört hätte, dass er seine Kinder auf den Dachboden gesperrt und geschlagen hat. Beides beschreibt auch Berkowitz in seinen Briefen, wenn er von Vater Sam spricht.

Diese Verbindung und die unterschiedlichen Phantombilder, von denen eins John Carr ähnelt, waren die eine Sache. Eine andere, dass laut unterschiedlichen Zeugenaussagen ein Mord angeblich überhaupt nicht von David Berkowitz hätte begangen werden können. Zwar hätte er Schmiere stehen, jedoch nicht abdrücken können. Das beweist die zeitliche Abfolge der Tat, die von den Zeug*innen bestätigt wurde. Verfolgt werden die Hinweise vom NYPD damals aber nicht. Maury Terrys Annahme: Die Inkompetenz der Polizei, gepaart mit einem Wahljahr, verhindern weitere Ermittlungen. Der Fall wird abgeschlossen.

Und wo der Fall offiziell endet, wird es in der Netflix-Doku kompliziert ... Denn als ein Polizist einen Hausfriedensbruch untersucht, wird John Carrs Leiche gefunden. Anscheinend hat er sich nur Sekunden zuvor erschossen. Maury Terry verfolgt eine Spur, nach der John Carr Anführer einer satanistischen Gruppe war und mit David Berkowitz in Verbindung stand. Getragen werden seine Theorien von Zeugenaussagen. Überraschend erfahren wir am Ende der Folge außerdem vom Unfalltod des zweiten Sohns von Sam Carr. Und für den perfekten Cliffhanger wird die Frage in den Raum geworfen, ob den Morden eine auf einem Kult beruhende Verschwörung zu Grunde liegt ... Die mit einem weiteren berüchtigten Mann zusammenhängen könnte.

Chalres Manson wird von der Polizei abgeführt
„The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“ auf Netflix, Charles Manson wird abgeführt © Netflix

Folge 3: „The Ultimate Evil“

Netflix‘ „The Sons of Sam“ ist jetzt bei der Hälfte der Staffel angekommen und ich würde dir gerne sagen, dass sich dieser ganze Wirrwarr an Nachforschungen bald aufklären wird. Aber wenn jemand auch noch CHARLES MANSON in den Mix wirft, kann die Sache ja nur noch komplizierter werden. Aber von vorne: Durch Maury Terrys Nachforschungen rollt der Staatsanwalt von Queens den Son of Sam-Fall wieder auf. Natürlich hält Terry währenddessen nicht die Füße still ... Stattdessen verfolgt er die Spur des verstorbenen Bruders Michael Carr, der bewiesenermaßen ein Mitglied von Scientology war.

Und ab hier muss ich ganz ehrlich zugeben, dass sich beim Ansehen der Netflix-Doku der rote Faden langsam verliert. Denn die folgt nun Maury Terrys Ausführungen über Scientology, die daraus entsprungene Kirche „The Process“ und deren angeblicher Einfluss auf Charles Manson, der sich von dieser so einiges für seinen eigenen Kult und die Manson Family abgeschaut haben soll. Zwar wird noch ab und an ein Vergleich zwischen den Manson-Morden, Sekten und den Morden von David Berkowitz gezogen, die Zusammenhänge fühlen sich jedoch zum größten Teil wirr an und lassen sich nur noch schwer nachvollziehen.

Vielleicht würde eine Lektüre zu dem Thema mehr Klarheit bringen, denn all seine Erkenntnisse, Hinweise und Theorien steckt Maury Terry schließlich in das Buch „The Ultimate Evil“, mit dem er auch in Talkshows auftritt. Wirklich ernstgenommen wird er trotz allem von vielen nicht. Dafür scheinen sich seine Bemühungen auf andere Art auszuzahlen: Durch einen Kontakt bekommt Terry endlich ein Interview mit dem Son of Sam persönlich. Nach 16 Jahren will David Berkowitz sein Schweigen brechen.

Maury Terry betritt das Gefängnis. Ein Interviewpartner aus dem Off: “Es war als würde Sherlock Holmes endlich auf Moriarty treffen.”
„The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“ auf Netflix, Maury Terry auf dem Weg zu David Berkowitz © Netflix

Folge 4: „Kaninchenbau“

Wenn die Netflix-Doku „The Sons of Sam“ eine Sache schafft, dann dass du dich spätestens in Folge 4 wie in einem Kaninchenbau fühlst. Wie viel von Maury Terrys Theorie trifft zu? Gab es mehrere Täter? Wurden David Berkowitz die Worte nicht von einem Hund, sondern von einer Sekte aufgetragen? Nach 16 Jahren kann Terry Berkowitz selbst fragen und der bestätigt seine Annahmen: Er hat seinen Aussagen zufolge nicht allein gehandelt und war Mitglied eines Kults. Jedoch scheint Terry Berkowitz viele Antworten bereits zu präsentieren und stellt ihm Suggestivfragen. Wie glaubwürdig die Aussagen des Serienmörders also sind, bleibt offen. Außerdem nennt David Berkowitz keine weiteren Beteiligten beim Namen. Nur ein halber Erfolg für Maury Terry.

Auch nach dem Interview sind die Ermittler nicht überzeugt und beharren darauf, dass David Berkowitz ein Einzeltäter sei. Selbst ein zweites Interview führt zu keinem anderen Ergebnis. Bei diesem scheint Terry noch mehr darauf versessen zu sein, seine Antworten zu bekommen. So sehr, dass Dritte meinen, er hätte wie ein Ermittler und nicht wie ein Journalist gewirkt. Maury Terry findet keine Ruhe, seine Ermittlungen führen ihn immer tiefer in eine ... Man kann es nur Besessenheit nennen. Unter der leidet seine Ehe und letztendlich auch seine Gesundheit. 2015 verstirbt Terry.

Was hinterlässt der Mann, der sein Leben der Aufklärung einer Reihe grausamer Morde gewidmet hat? Maury Terry mag sich gegen Ende in seinen Theorien verrannt und viel, wenn nicht alles für seine Sache geopfert haben. Doch man muss ihm eines lassen: Er hat viel für die Opfer getan. Indem er für deren Gerechtigkeit Spuren nachgegangen ist, von denen einige nicht von der Hand zu weisen sind. Trotzdem bleiben am Ende viele Fragen offen, von denen wahrscheinlich die offensichtlichste ist, warum der (oder die) Son(s) of Sam zu Mördern geworden sind.

Maury Terry: “Es ist eine Herausforderung unsere Aussagen zu beweisen und weiter zu forschen. Aber wir nehmen sie an.”
„The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“ auf Netflix, Maury Terry © Netflix

So ist das mit True Crime-Serien: In Wirklichkeit ist eben alles viel komplizierter und eine einfache Antwort gibt es nicht. Was ist deine Meinung zu „The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit“? Erzähl mir gerne davon in den Facebook-Kommentaren.

Und wenn du mehr auf einfachen Grusel mit Anfang, Mitte und Ende stehst, sind hier ein paar Horrorfilme auf Netflix.

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