China hebt Einreise-Beschränkungen auf: Kommt die neue Omikron-Variante jetzt nach Deutschland?
Keine Quarantäne-Pflicht mehr bei der Einreise: China lockert seine Corona-Regeln weiter. Kommt nun eine neue Virusvariante nach Deutschland? Experten geben Entwarnung.
München/Peking – China öffnet seine Grenzen: Am Montagabend teilte die Nationale Gesundheitskommission in Peking mit, dass bei der Einreise in die Volksrepublik ab dem 8. Januar keine Quarantäne-Pflicht mehr gelte. Reisende müssen dann nur noch einen höchstens 48 Stunden alten negativen Coronatest vorlegen, weitere Tests nach der Ankunft fallen weg. Bislang mussten sich Menschen, die nach China einreisen wollten, mindestens fünf Tage lang in einem Hotelzimmer isolieren. Zeitweise war sogar eine Einreise-Quarantäne von 21 Tagen vorgeschrieben.
Die angekündigte Lockerung führte offenbar bereits zu einem Ansturm auf Flugbuchungen. Die Online-Suchen nach Flügen ins Ausland stiegen rasant an, wie chinesische Staatsmedien am Dienstag berichteten. So verzeichnete demnach etwa die Reise-Plattform Tongcheng eine Zunahme der Suchanfragen nach Flugreisen um 850 Prozent sowie zehnmal so viele Suchen nach Visa-Vorschriften. Derzeit ist der Flugverkehr zwischen China und dem Rest der Welt stark eingeschränkt. Auf Anfrage unserer Redaktion sagte eine Sprecherin der Lufthansa, dass vorerst keine zusätzlichen Flüge zwischen Deutschland und China geplant seien.

Angesichts der explodierenden Infektionszahlen in China hatte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), am Freitag einen Stopp aller Flugverbindungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik gefordert. Die Situation in China bedrohe „die ganze Welt mit einer neuen Infektionswelle“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das Bundesverkehrsministerium hatte den Vorstoß zurückgewiesen. Unterdessen kündige die japanische Regierung an, ab Freitag bei der Einreise aus China einen negativen Coronatest zu verlangen. Mit der Testpflicht reagiere seine Regierung auf Informationen, „dass sich die Infektion in China schnell ausbreitet“, sagte Japans Ministerpräsident Fumio Kishida am Dienstag vor Journalisten.
Corona in China: Virusvariante BF.7 breitet sich rasend schnell aus
In China ist aktuell die Virusvariante BF.7, eine von mehreren Untervarianten von Omikron BA.5, vorherrschend. BF.7 ist derzeitigen Erkenntnissen zufolge nicht ansteckender oder gefährlicher als BA.5. Dass sich die Untervariante derzeit so rasant in China ausbreitet, dürfte an der Bevölkerungsstruktur des Landes liegen sowie daran, dass sich aufgrund der Null-Covid-Politik keine Herdenimmunität ausbreiten konnte. Zudem liegt bei vielen Chinesen die letzte Impfung lange zurück.
Experten gehen davon aus, dass die Bevölkerung in Deutschland vor BA.7 gut geschützt ist, da diese der hier vorherrschenden Variante BA.5 sehr ähnlich ist und sich deshalb hierzulande durch Impfung oder Infektion bereits eine Immunität aufbauen konnte. Unklar ist, ob in China aufgrund der hohen Infektionszahlen eine neue Virusvariante entstehen könnte. „Das Virus kann sich immer dann besonders gut entwickeln, wenn es sehr viele Infektionen gibt. Und das könnte in China bald der Fall sein“, sagte Drosten Ende November – also noch vor Ende der Null-Covid-Politik – in einem Interview mit der Zeit. Weil in China die Immunität in der Bevölkerung nicht hoch sei, können man „nicht ausschließen, dass dort in puncto Evolution noch einmal ein Sprung passiert“. Er erwarte eine solche Entwicklung allerdings nicht in nächster Zeit, so Drosten. „Und es kann genauso gut sein, dass erst einmal gar nichts mehr passiert.“
Auch der Virologe Hendrik Streeck rät zu Gelassenheit. „Man darf jetzt nicht in Sorge verfallen. Da entsteht kein neues Virus“, sagte Streeck kürzlich dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA. „Es fängt nicht alles von vorne an, und es ist überschaubar, in welche Richtung sich das Virus wahrscheinlich weiterentwickeln wird.“
Schon 250 Millionen Corona-Infizierte in China?
Die Lockerung der Einreisebestimmungen ist ein weiterer Schritt in Richtung Normalität für China. Das Land hatte Anfang Dezember überraschend seine Null-Covid-Politik aufgegeben, die drei Jahre lang strenge Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne zur Bekämpfung der Pandemie vorsah. Nachdem es Ende November zu landesweiten Protesten gegen die Corona-Politik gekommen war, legte die Regierung von Staats- und Parteichef Xi Jinping eine Kehrtwende hin und schaffte sämtliche Schutzmaßnahmen ab; seitdem verbreitet sich die Omikron-Variante des Coronavirus ungehindert im ganzen Land, die Infektionszahlen gehen durch die Decke.
Laut internen, inoffiziellen Schätzungen der Nationalen Gesundheitskommission sollen sich alleine in den ersten drei Dezemberwochen rund 248 Millionen Chinesen mit Covid-19 infiziert haben. Offizielle Zahlen gibt es nicht, zumal die Behörden am Wochenende die Veröffentlichung täglicher Daten eingestellt hatten. Unklar ist auch, wie viele Todesfälle es seit Ausbruch der aktuellen Corona-Welle gibt. Offiziell hatte Chinas Gesundheitskommission bis Mitte Dezember lediglich sieben Tote gemeldet und wenig später erklärt, dass nur Todesfälle durch Lungenentzündung und Atemversagen bei mit Covid-19 infizierten Patienten auch als Covid-Todesfälle eingestuft werden. Analysten gehen davon aus, dass es in China in den kommenden Monaten zu Hunderttausenden Todesfällen kommen könnte. (sh mit AFP und dpa)