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Skandale, Geld, Mord - Die echte Familie hinter „House of Gucci“ mit Lady Gaga und Adam Driver

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Von: Nadja Rödig

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Patrizia Reggiani und Lady Gaga in der Rolle der Patrizia in House of Gucci. Text: „„Es ist besser in einem Rolls Royce 
zu weinen, als glücklich auf einem Fahrrad zu sein.“
House of Gucci © Milestone Media/Picturelux/Imago

So viel Drama wie in „House of Gucci“ kannst du dir nicht ausdenken.

Okay, wahrscheinlich hast du schon von dem neuen Film mit Lady Gaga und Adam Driver gehört und anhand des Titels House of Gucci erraten können, um was es geht: nämlich um die namensgebende Familie der weltberühmten Modemarke GUCCI. Wer bei dem Drama Regie geführt hat, darauf kommst du dagegen vielleicht nicht so schnell. Oder hättest du Ridley Scott mit Gucci oder Familiendramen in Verbindungen gebracht? Nö, ich auch nicht. Dafür mit Alien, Gladiator und Blade Runner natürlich.

Ob House of Gucci so Kult wird wie diese drei ... mal sehen. Gut möglich ist aber, dass für den Film bei den Academy Awards 2022 ein paar Nominierungen rausspringen und ganz ehrlich, nachdem ich den Film gesehen habe, kann ich nur sagen: Verdient! Tatsächlich würde ich Lady Gaga den Oscar für die beste Hauptdarstellerin gerne persönlich überreichen!

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Wenn es dir jetzt wie mir vor dem Film geht und dir der Name Gucci nichts weiter sagt als rot, grün und SUPER teuer, keine Sorge. Selbst Hauptdarsteller Adam Driver hat in der Pressekonferenz zu House of Gucci gestanden, dass er vor dem Projekt gar nichts über die Familie wusste. Deswegen lass uns zusammen einen Blick auf die wahre Geschichte hinter den Ereignissen des Films werfen und was sie so sehenswert macht.

„House of Gucci“: Die echten Menschen hinter dem Film

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Moment noch: Du willst House of Gucci lieber vollkommen unvoreingenommen sehen? Dann kannst du das ab sofort im Kino, wenn du aber bereit für Spoiler bist, immer hier entlang ...

Patrizia Reggiani (Gucci): gespielt von Lady Gaga

Ein Foto von Patrizia Reggiani vor dem Mord an ihrem Mann und ein Foto von Lady Gaga als Patrizia im Film „House of Gucci“.
Patrizia Reggiani vs. Lady Gaga © Milestone Media/Imago/ZUMA Press/Imago

Die wichtigste Rolle in House of Gucci spielt eine Frau, die nicht von Geburt an zur Familie gehörte: Patrizia Reggiani wurde 1948 in einer nördlichen Provinz Italiens geboren. Ihre Mutter war Kellnerin, ihr Stiefvater war ein gut verdienender Transportunternehmer und verwöhnte seine Tochter gerne mit Geschenken. Als Erwachsene ist Patrizia - wie man so sagt - die soziale Leiter emporgestiegen und lernte auf einer Party schließlich ihren zukünftigen Ehemann kennen: Maurizio Gucci.

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Ob es wirklich die große Liebe war oder um Geld und Status ging, weiß nur Patrizia allein. Lady Gaga, die monatelang für ihre Rolle recherchiert hat, schätzt die Frau hinter dieser jedoch so ein: „Ich glaube, sie war eine echte Frau, die sich verliebte. Und nicht nur Maurizio liebte, sondern auch das, wofür er stand und wie er sie im Familienunternehmen stärkte.

Ich denke nicht, dass sie diese verrückte Goldgräberin oder eine opportunistische, obsessive Frau war. Sie dachte wohl, dass es das war, was sie tun sollte: „Natürlich versuche ich etwas Besseres zu sein. Natürlich versuche ich bedeutsamer zu werden, als die Tochter eines Transportunternehmens, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um eine Scheinfirma der Mafia handelte.“

Maurizio Gucci: gespielt von Adam Driver

Ein Portraitfoto von Maurizio Gucci vs. Adam Driver in House of Gucci
Maurizio Gucci vs. Adam Driver © Granata Images/ZUMA Press/Imago

So viel erstmal zu Patrizia, aber wer war der Mann, den sie geheiratet hat? Maurizio Gucci ist der Sohn von Rodolfo Gucci und Enkel des Firmengründers Guccio Gucci - best name btw. Geboren wurde auch er 1948 und wurde schon früh in das Familienunternehmen integriert, anfangs noch ganz bescheiden als Paketjunge. Richtig groß im Geschäft wurde er jedoch nach dem Tod seines Vaters 1983, durch den Maurizio zum Mehrheitsaktionär wurde. Infolge dessen entfernte er diejenigen aus der Firma, die er für eine Bedrohung für seine Position und deren Marke hielt, darunter seinen Onkel Aldo Gucci.

Doch erfolgreich waren Maurizios Bestrebungen im Familienunternehmen letztendlich nicht. Unter seiner Leitung schrieb Gucci in den frühen 90ern rote Zahlen, bis Maurizio 1993 seine Anteile für 170 Millionen Dollar verkaufte und damit die Familie Gucci endgültig vom Unternehmen trennte.

Maurizio und Patrizia Guccis Ehe

Ein Foto von Maurizio Gucci & Patrizia Reggiani bei einer Party in den 70ern und ein Setfoto von „House of Gucci“ mit Adam Driver und Lady Gaga in ihren Rollen vor einer verschneiten Berglandschaft.
Maurizio Gucci & Patrizia Reggiani vs. Adam Driver & Lady Gaga © Independent Photo Agency Int./Picturelux/Imago

Doch lass uns nochmal zurückspringen, als alles noch gut lief im House of Gucci. Maurizio lernt seine Zukünftige auf einer Party kennen und verguckt sich sofort in sie. Einen Freund soll er gefragt haben: „Wer ist das schöne Mädchen in Rot, das wie Elizabeth Taylor aussieht?“ Die beiden kommen zusammen und heiraten schließlich 1972 - gegen den Wunsch von Maurizios Vater. Ihre erste von zwei Töchtern wird fünf Jahre später geboren. Das Paar führt ein Luxusleben, reist um die Welt, besitzt mehrere teure Anwesen und ist sogar mit den Kennedys befreundet.

Doch das Glück hält nicht ewig ... Unter den Machtkämpfen im Familienunternehmen leidet auch Maurizios und Patrizias Ehe, bis er sie schließlich 1985 für seine Geliebte Paola Franchi verlässt. Patrizia erhält jährlich umgerechnet etwa eine halbe Million Euro Alimente im Jahr. Zwar sagte sie bekannterweise einmal: „Es ist besser in einem Rolls Royce zu weinen, als glücklich auf einem Fahrrad zu sein“, das Ende ihrer Ehe, die offiziell 1991 geschieden wurde, nahm sie emotional dennoch stark mit.

Die Ermordung von Maurizio Gucci

Das Leben nach der Scheidung wurde für Patrizia nicht leichter. 1992 wurde bei ihr ein Gehirntumor entdeckt, der bei einer Notfalloperation entfernt werden musste. 1993 folgte dann der nächste Schock, als ihr Ex-Mann seine Anteile an Gucci verkaufte, ein Unternehmen, an dessen Erfolg sie in den 80ern mitgewirkt hatte.

Maurizios Leben nach der Scheidung war dagegen kurz. 1995 wurde er ermordet. Erschossen vor seinem Büro in Mailand. Auch wenn die Tat nicht direkt von seiner Ex-Frau Patrizia begangen wurde, verdächtigte die Polizei sie schon damals.

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Die Auflösung des Falls folgte jedoch erst 2 Jahre später, durch den anonymen Hinweis eines Portiers: Patrizia Reggiani beauftragte den Mord an ihrem Ex-Mann Maurizio Gucci. Während ihre Töchter dem Gehirntumor ihrer Mutter die Schuld gaben, behauptete Patrizia selbst, ihre Freundin und Kartenlegerin Pina Auriemma (im Film gespielt von Salma Hayek) hätte sie beeinflusst.

Fest steht: Pina kontaktierte einen Mann namens Ivano Savioni, der den Fluchtfahrer Orazio Cicala und den Auftragskiller Benedetto Ceraulo für die Ermordung engagierte. Benedetto schoß Maurizio schließlich dreimal in den Rücken und einmal in den Kopf und wurde mit den anderen Beteiligten zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Patrizia selbst sollte 29 Jahre im Gefängnis verbringen, wurde aber bereits 2016 aus der Haft entlassen. Arm ist sie allerdings nicht. Patrizia erhielt eine Rente von 1,2 Millionen US-Dollar aus dem Gucci-Nachlass sowie Nachzahlungen in Höhe von insgesamt über 20 Millionen US-Dollar.

Patrizia Reggiani wird von zwei Beamten durch das Gerichtsgebäude begleitet.
Patrizia Reggiani beim Mordprozess an ihrem Ex-Mann Maurizio Gucci © Independent Photo Agency/Imago

So viel zu der dramatischen und eben sehr filmreifen Beziehung von Patrizia und Maurizio Gucci, um die sich House of Gucci dreht. Im Film spielen aber noch ein paar andere Schauspieler mit und ja, vor ihren Namen steht ausschließlich Oscar-Preisträger ...

Rodolfo Gucci: gespielt von Jeremy Irons

Ein Foto von Rodolfo Gucci vor einem Gucci-Laden vs. Jeremy Irons in House of Gucci.
Rodolfo Gucci vs. Jeremy Irons © Leemage/Picturelux/Imago

Von Maurizios Vater hast du ja schon gehört und auch, dass er gegen die Beziehung seines Sohns war. Er bezeichnete Patrizia als Goldgräberin und erkannte die Ehe der beiden erst an, als seine Enkeltochter Alessandra geboren wurde. Bis dahin wollte er seinen Sohn nicht einmal mehr im Familienunternehmen haben, das er zusammen mit seinem Bruder Aldo 50/50 besaß. Vor seiner Zeit bei Gucci war Rodolfo Schauspieler und benannte sogar seinen Sohn nach seinem Künstlernamen: Maurizio D‘Ancora.

In House of Gucci wird Roldolf von Jeremy Irons gespielt. Bei der globalen Pressekonferenz zum Film sagte der über seine Rolle: „Ich glaube, er war kein Vordenker. Er war sehr bequem. Bequem und sehr glücklich, auf seinen italienischen Lorbeeren zu sitzen. Aber eher ein trauriger, rückwärtsgewandter Mann, der den Fehler gemacht hat, seinen Sohn kontrollieren zu wollen.“

Paolo Gucci: gespielt von Jared Leto

Jared Leto auf dem roten Teppich vs. Jared Leto kaum wiederzuerkennen als Paolo Gucci in House of Gucci
Jared Leto vs. Jared Leto in „House of Gucci“ © PA Images/ZUMA Press/Imago

Und dann wäre da natürlich noch Jared Leto, den du als Paolo Gucci nicht mal im direkten Vergleich erkennen würdest. Paolo ist Maurizios Cousin und der Sohn von Aldo Gucci (gespielt von Al Pacino). Wie der Rest seiner Familie war auch er eng mit dem Familienunternehmen verbunden und war sogar eine Zeitlang als Chief Designer für Gucci tätig, sowie ein Jahr lang Vize-Präsident, bevor er von seinem Onkel Rodolfo gefeuert wurde. Paolo versuchte darauf, eine eigene Marke unter seinem Namen aufzubauen, was seiner Familie wiederum sauer aufstieß und zu teuren Rechtsstreiten führte.

Nach Rodolfos Tod half Paolo Maurizio dabei, seinen Vater Aldo aus dem Unternehmen zu entfernen und sogar ihn wegen Steuerbetrugs verhaften zu lassen. Paolos Geschichte mit Gucci endete 1986, als er seine Anteile für mehr als 40 Millionen Dollar verkaufte. 1993 musste er schließlich wegen einiger schlechter Geschäftsentscheidungen Insolvenz anmelden.

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Das ist also die Geschichte der Familie Gucci. Wie Ridley Scott sie in seinem neuen Film House of Gucci umgesetzt hat, kannst du ab sofort im Kino sehen und einen kleinen Ausschnitt davon bereits in diesem ziemlich genialen Trailer:

Du willst wissen, wer noch für die nächsten Oscar-Nominierungen infrage kommt? Dann findest du im neuen Film über Aretha Franklin „Respect“* ein paar mögliche Kandidatinnen. (*BuzzFeed.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA)

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