Galaktischer Trick: „James Webb“-Aufnahme zeigt eine Galaxie gleich drei Mal

Das „James Webb“-Weltraumteleskop verblüfft mit einer neuen Aufnahme: Darauf ist eine Galaxie gleich dreimal zu sehen – in unterschiedlichen Stadien.
Baltimore – Das Universum ist unvorstellbar groß und auch die meisten Himmelskörper darin haben unvorstellbare Größen und Massen. Dazu kommen Effekte, die sich Laien kaum vorstellen können – beispielsweise die sogenannte Gravitationslinse. Dieses Phänomen nutzt einen Effekt aus, den bereits Albert Einstein vorhersagte: Eine große Masse (beispielsweise ein schwarzes Loch oder eine Galaxie) verformt den Raum, der dann das Licht von allem, was sich genau dahinter befindet, ablenkt und verstärkt.
Im aktuellen Fall fungiert der Galaxienhaufen RX J2129 als eine Art „Lupe“ im Weltraum. Das „James Webb“-Weltraumteleskop hat mithilfe des Galaxienclusters eine sehr weit entfernte Galaxie gleich dreimal aufgenommen. Denn das ist eine weitere Eigenart der Gravitationslinse: Sie verstärkt nicht nur das Licht, sie verzerrt die Dinge, die hinter ihr liegen und vermehrt sie manchmal auch, wie in der aktuellen Aufnahme zu sehen ist.
„James Webb“-Teleskop nutzt Gravitationslinse um Galaxie dreimal abzulichten
Für Laien mag das Bild in erster Linie faszinierend oder kurios sein, für die Forschung ist es aus einem anderen Grund von großem Interesse: Die Galaxie ist zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten zu sehen und beherbergt eine Supernova vom Typ Ia. In der ältesten Version ist die Supernova als hell explodierender Stern gut zu sehen. Das zweite und dritte Bild zeigen die Galaxie etwa 320 und 1000 Tage später – die Supernova ist bereits wieder verblasst.
Supernovae vom Typ Ia sind für die Forschung besonders spannend: Sie haben immer eine gleichmäßige Leuchtkraft – bei gleicher Entfernung sind alle Supernovae vom Typ Ia gleich hell. Für die Astronomie ist das besonders hilfreich, da die Forschung die Supernova dazu nutzen kann, um beispielsweise Entfernungen im Weltall zu messen. Die durch die Gravitationslinse vergrößerte Supernova könnte den Astronominnen und Astronomen aber auch Aufschluss darüber geben, wie stark der Galaxienhaufen RX J2129 Hintergrundobjekte vergrößert. Daraus kann die Forschung dann beispielsweise ableiten, wie massiv der Galaxienhaufen ist.
Die Aufnahme wurde von der „Near-InfraRed Camera“ des Weltraumteleskops gemacht, um die Helligkeit der Supernova zu messen. Der Galaxienhaufen RX J2129, der als Lupe dient, befindet sich etwa 3,2 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Wassermann. (tab)