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Forscher stehen vor Rätsel: Gefährliche Treibhausgase im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie nie zuvor

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Von: Kathrin Reikowski

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Gasindustrie
Die Treibhausgase Methan und Kohlendioxid sind 2021 stark gestiegen. © IMAGO/Christoph Hardt

2021 stiegen die Klimagase so stark wie nie zuvor an. Forscher stehen nach den jüngsten Messungen vor einem Rätsel: Ist der Klimawandel daran schuld?

New York/Genf – Obwohl mehr Tempo für den Klimaschutz gefordert wird, steigt die Konzentration der Klimawandeltreiber Methan und Kohlendioxid in der Atmosphäre an – im vergangenen Jahr offenbar so stark wie nie zuvor. „Der Grund für diesen außergewöhnlichen Anstieg ist nicht klar, scheint aber sowohl auf biologische als auch auf vom Menschen verursachte Prozesse zurückzuführen zu sein“, berichtete die Weltwetterorganisation WMO am Mittwoch.

Nie seit Beginn der systematischen Messungen vor fast 40 Jahren ist die Konzentration des mächtigen Treibhausgases Methan in der Atmosphäre so stark gestiegen wie 2021. Die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf steht angesichts des Anstiegs vor einem Rätsel: Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre habe 2021 zugleich einen Höchststand erreicht, ebenso wie die von Kohlendioxid und Lachgas – jeweils seit Beginn der Messungen dieser Treibhausgase.

Klimawandel: Diesen Beitrag leisten die Gase Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO₂)

Methan (CH4) trägt nach Kohlendioxid (CO₂) am meisten zum Klimawandel bei. Es entsteht, wo organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird. Es ist 25-mal klimaschädlicher als CO₂. Es hält sich jedoch viel kürzer in der Atmosphäre. Bei Methan sind es gut zehn Jahre, bei CO₂ ist selbst nach Jahrhunderten ein beträchtlicher Anteil noch in der Atmosphäre.

CO₂ trägt etwa zwei Drittel zum Treibhauseffekt bei, Methan gut 16 Prozent und Lachgas rund 6,5 Prozent. Alle Treibhausgase zusammen haben zu einer durchschnittlichen weltweiten Erwärmung von 1,1 Grad seit Ende des 19. Jahrhunderts geführt. In Deutschland waren es 1,6 Grad.

So sieht der Anstieg im Detail aus:

Methan: Der Anstieg könnte auf den Klimawandel zurückzuführen sein

Im Jahr 2020 war der Anstieg bei Methan mit 15 ppb ebenfalls deutlich größer als im langjährigen Durchschnitt. 1908 ppb entspricht 262 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung.

Ein Großteil stamme wohl aus Feuchtgebieten und Reisfeldern, schreibt die WMO in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Unklar sei noch, ob dies eine Folge des Klimawandels ist, etwa, weil Feuchtgebiete feuchter und wärmer werden. Je wärmer, desto schneller wird organisches Material abgebaut, und ein Abbau im Wasser ohne Sauerstoffzufuhr führt zu höheren Methanemissionen. Aber die WMO schreibt auch: „Der dramatische Anstieg könnte auch auf die natürliche jährliche Variabilität zurückzuführen sein.“

Kohlendioxid: Anstieg auf Verbrennung von Kohle, Öl, Gas und die Zerstörung von Wald zurückzuführen

Beim Kohlendioxid sei der Anstieg der Konzentration von 2020 auf 2021 höher gewesen als im Durchschnitt der zehn vorangegangenen Jahre. Der Anstieg im Jahr 2021 entspricht 149 Prozent des Niveaus vor Beginn der Industrialisierung um 1750. CO₂ entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse sowie im Zuge von Waldzerstörung.

Klima-Prognosen sind schwierig: Je nach Messstationen und Berechnungsmethoden weichen die WMO-Werte leicht von Angaben etwa der US-Klimabehörde NOAA ab. Die WMO bildet jeweils einen Mittelwert aus den Messungen mehrerer Stationen.

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