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Sorgen um „Weltuntergangs-Gletscher“: Eisberg vor Thwaites-Gletscher verabschiedet sich

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Von: Tanja Banner

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Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis ist auch als „Weltuntergangsgletscher“ bekannt. Schmilzt er, steigen die Meerespegel weltweit. Außerdem fällt dann seine wichtigste Aufgabe als „Bremsklotz“ für den westantarktischen Eisschild weg. (Archivbild)
Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis ist auch als „Weltuntergangsgletscher“ bekannt. Schmilzt er, steigen die Meerespegel weltweit. Außerdem fällt dann seine wichtigste Aufgabe als „Bremsklotz“ für den westantarktischen Eisschild weg. (Archivbild) © IMAGO/Cover-Images

Ein Eisberg, der vor dem „Weltuntergangs-Gletscher“ Thwaites als „Bremsklotz“ diente, verabschiedet sich. Forschende fürchten einen Dominoeffekt.

Antarktis – Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis hat den Spitznamen „Weltuntergangs-Gletscher“. Schmilzt er, sollen die Pegel der Meere um etwa 65 Zentimeter ansteigen, schätzt die Forschung. Doch das ist nicht das „Weltuntergangs-Szenario“. Thwaites hindert außerdem gemeinsam mit dem Pine-Island-Gletscher den Westantarktischen Eisschild daran, ins Meer zu fließen.

Doch der „Weltuntergangs-Gletscher“ macht der Forschung schon seit langer Zeit Sorgen: Studien zeigen, dass der Gletscher schneller als erwartet schmilzt und dieser Prozess bereits für vier Prozent des globalen Meeresspiegelanstiegs verantwortlich ist. Erst kürzlich zeigte eine Studie, dass der „Weltuntergangs-Gletscher“ entlang seiner Unterwasserkante schmilzt.

„Weltuntergangs-Gletscher“ verliert Eisberg

„Der Thwaites-Gletscher hält sich wirklich mit den Fingernägeln fest“, konstatierte der Meeresgeophysiker Robert Larter bei der Vorstellung der Studie und erklärte: „Wir sollten damit rechnen, dass wir in Zukunft große Veränderungen in kleinen Zeiträumen – sogar von einem Jahr zum nächsten – sehen werden.“ Nun hat ein französischer Forscher eine solche Veränderung bemerkt und öffentlich gemacht: Der Eisberg B-22A hat sich vom Thwaites-Gletscher verabschiedet.

Dazu muss man wissen, dass B-22A im März 2002 vom Thwaites-Gletscher abgebrochen ist und 20 Jahre lang als riesiger Bremsklotz diente. Der riesige Eisberg hatte 2002 eine Länge von 85 Kilometern und eine Breite von 64 Kilometern und verfing sich rund 100 Kilometer vor dem Gletscher im Untergrund. Das sorgte für eine zusätzliche Stabilisierung, da sich zwischen dem Eisberg und dem Gletscher immer wieder Eis bilden konnte.

Eisberg B-22A war 20 Jahre lang ein Bremsklotz

In den vergangenen Monaten hat sich der Eisberg B-22A nun gelöst, wie Satellitenaufnahmen zeigen, die der französische Klimaforscher Simon Gascoin zeigt.

Gascoin und andere Wissenschaftler sind in Sorge. Bereits 2020 sagten Forschende in einer Studie im Journal of Glaciology voraus, dass mit dem Abschied des Eisbergs „ein Wechsel zu ungünstigeren Festland-Meereisbedingungen“ wahrscheinlich wird. „Jede Abnahme der Beständigkeit oder Ausdehnung des Festlandmeereises würde letztlich die Aussicht auf einen weiteren Rückzug oder ein Auseinanderbrechen der Thwaites-Eiszunge erhöhen“, heißt es weiter.

Abschied von Eisberg B-22A könnte zu Dominoeffekt führen

Eine Studie von 2022 befürchtet, „ein offenes Wasserregime könnte auch den saisonalen Zufluss von durch Sonneneinstrahlung erwärmtem Oberflächenwasser ermöglichen, das die Basalschmelze verstärkt“. Kurz: Der Abschied des Eisbergs B-22A könnte zu einem Dominoeffekt führen: Das Meereis wäre dem Meer und Stürmen stärker ausgesetzt und würde dadurch brüchiger, wodurch Meerwasser unter den Thwaites-Gletscher eindringen und das Abschmelzen beschleunigen könnte. Das könnte sich letztlich auch auf den Westantarktischen Eisschild auswirken.

Die Forschung geht davon aus, dass ein völliger Verlust des „Weltuntergangs-Gletschers“ und der umliegenden Eisbecken den Meeresspiegel um drei bis zehn Meter ansteigen lassen könnte. Bedenkt man, dass derzeit nach UN-Angaben etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung nur etwa 97 Kilometer von einer Küste entfernt leben, ist das ein beängstigendes Szenario. (tab)

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