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Bekannter Journalist Wolf Schneider ist tot

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Von: Sophia Lother

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Wolf Schneider, der Journalist und Sprachkritiker, ist gestorben.
Wolf Schneider, der Journalist und Sprachkritiker, ist gestorben. © Müller-Stauffenberg/Imago

Wolf Schneider, der bekannte Ausbilder für Journalistinnen und Journalisten, ist gestorben.

Starnberg – Mit 97 Jahren ist der bekannte Sprachkritiker und Journalist Wolf Schneider gestorben. Das habe die Familie dem Spiegel bestätigt, schreibt das Magazin. Der Journalist soll in der Nacht auf Freitag (11. November) in Starnberg verstorben sein.

Seine Bücher waren Bestseller, seine Urteile über Verirrungen der deutschen Sprache waren klar und eindeutig. Wolf Schneider war über die Grenzen seiner Zunft bekannt. Als scharfzüngiger Moderator der „NDR Talk Show“ und als früherer Leiter der Henri-Nannen-Schule in Hamburg machte er von sich reden. Das lag nicht zuletzt an seinen Büchern wie „Wörter machen Leute“, „Deutsch für Profis“ oder „Deutsch für Kenner“ mit Ratschlägen für klares, verständliches Deutsch.

Journalist Wolf Schneider mit 97 Jahren gestorben

Bei vielen angehenden Journalistinnen und Journalisten galten solche Titel jahrzehntelang als Pflichtlektüre, aber auch außerhalb der Medienbranche verkauften sich seine Attacken auf Blähwörter, unnötige Anglizismen, Satzungetüme und geschwurbelte Formulierungen bestens.

Schneider, 1925 in Erfurt geboren, war unter anderem Chef vom Dienst beim „Stern“ und Chefredakteur der „Welt“, hatte aber auch als Autor einen Ruf. Er schrieb nicht nur sprachlich funkelnde „Streiflichter“-Kolumnen für die „Süddeutsche Zeitung“ und zahlreiche Reportagen etwa für das Magazin „Geo“, sondern auch mehr als zwei Dutzend Sachbücher.

Wer gelesen werden wolle, müsse sich plagen, war Schneiders Motto. Verkürzt zu „Qualität kommt von Qual“ war es im Eingang der Henri-Nannen-Schule in Hamburg in Stein gemeißelt zu lesen. Schneider war ab 1979 der erste Schulleiter. „Stern“-Gründer Nannen selbst hatte sich ihn für diese Aufgabe gewünscht mit der Begründung, kein anderer könne das besser.

Wolf Schneider sprach 2010 in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau über Wahrheit, Sprache und PR.

Wolf Schneider: Auch nach der Leitung der Henri-Nannen-Schule machte er weiter von sich Reden

Als Schneider die Leitung der Schule 1995 an Ingrid Kolb abgab, war er in einem Alter, in dem andere lange in Rente sind. Er dagegen schrieb weitere Bücher, gab Seminare zu sprachkritischen Themen und engagierte sich unter anderem bei der Aktion Lebendiges Deutsch.

Hatte er in früheren Jahren noch gegen Anglizismen wie T-Shirt, Mountainbike oder Airbag gewettert und verlangt, dafür deutsche Entsprechungen zu verwenden, wurde er mit dem Alter in dieser Hinsicht milder. Zumindest gegen kurze, prägnante englische Lehnwörter wie „Sex“ sei nichts einzuwenden, befand er später.

Sprachkritiker und Journalist Wolf Schneider gestorben: Henri-Nannen-Schüler nehmen Abschied

Die Henri-Nannen-Schüler würdigte ihren langjährigen Chef am Freitag auf Twitter: „Als Gründer und langjähriger Leiter der @Nannenschule, als Feind des faulen Kompromisses, als Zuspitzer und Unnachsichtiger hat er Hunderte von Schülerinnen und Schüler (und eben nicht: Schüler:innen) geprägt und ihre Leben verändert.“

Im Jahr 2019 gehörte Schneider zu den Initiatoren eines Aufrufs des Vereins Deutsche Sprache unter der Überschrift „Schluss mit dem Gender-Unfug“. In dem Text wurden unter anderem „lächerliche Sprachgebilde“ wie „die Radfahrenden“, „die Studierenden“ oder sogar „Luftpiratinnen“ und „Idiotinnen“ kritisiert und „als weitere Verrenkung noch der seltsame Gender-Stern“ aufs Korn genommen.

Vor zweieinhalb Jahren, kurz vor seinem 95. Geburtstag, sprach er mit der „SZ“ ausführlich darüber, wie er das Ende des Zweiten Weltkriegs als junger Soldat erlebt hatte. „Ich ging am Abend in dem dunklen Park unseres sogenannten Gefechtsstands spazieren und fragte mich, wie das nun weitergehen soll“, schilderte er. Er habe auch Angst gehabt. „Die Sieger hatten ja allen Grund, uns sehr schlecht zu behandeln. Ich war in Polen Zeuge gewesen, wie wir die Polen behandelt hatten.“ Er habe seinen Kindern immer gesagt: „Wer so etwas mitgemacht hat, der genießt das spätere Leben umso mehr – jedenfalls viel mehr als jemand, der nicht weiß, wie dreckig es einem gehen kann. Noch heute schmiere ich die Butter nicht aufs Brot, sondern lege sie in dicken Scheiben darauf. Weil ich zehn Jahre lang keine hatte.“ (slo/dpa)

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