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Rentenexperte fordert: Schluss mit Verbeamtung, Lehrer können auch als Angestellte arbeiten

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Von: Fabian Hartmann

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Lehrerin an der Tafel
Müssen Lehrer verbeamtet sein? Der Freiburger Rentenexperte Bernd Raffelhüschen meint: nein!  © Sebastian Gollnow/dpa

Die Rente steht unter Druck. Doch auch die Beamtenpensionen belasten den Staat – und damit die Steuerzahler. Der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen will das ändern.

Berlin – Wie lange sollen, ja müssen die Deutschen arbeiten? Bis 67, 69 oder gar 70? Führende Ökonomen haben die Debatte zuletzt befeuert. So hat sich die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, im Interview mit unserer Redaktion dafür ausgesprochen, „an allen Stellschrauben zu drehen“ – und das Renteneintrittsalter anzuheben.

Doch nicht nur die gesetzliche Rente steht unter Druck. Auch die Pensionen der Beamten belasten den Staatshaushalt. Die Pensionslasten von Bund, Ländern und Gemeinden steigen rasant – im Jahr 2021 musste der deutsche Staat dafür bereits 77,28 Milliarden Euro aufwenden. Und jährlich kommen Zehntausende Pensionäre hinzu. Wie lange geht das noch gut?

Rentenexperte: „Uni-Professoren und Lehrer müssen nicht verbeamtet werden“

Der Freiburger Rentenexperte Bernd Raffelhüschen hat eine klare Meinung: nicht mehr lange. Der Beamtenstatus sollte daher zukünftig auf hoheitliche Aufgaben beschränkt werden. Heißt also: Justiz, Polizei, Finanzverwaltung im engeren Sinne. „Es ist nicht einzusehen, warum Uni-Professoren oder Lehrer verbeamtet sein müssen“, sagte Raffelhüschen dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA. „Das hätte nie passieren dürfen.“

Die Lasten daraus müsse der Staat nun tragen. Denn: Bestehende Pensionsansprüche könne man nicht mehr beschneiden. „Das wäre ein Eingriff in Eigentumsrechte, der verfassungsrechtlich ausgeschlossen ist“, sagte Raffelhüschen. Daher sei es auch nicht ohne Weiteres möglich, Beamte einfach in die gesetzliche Rentenversicherung zu überführen. „Wir könnten aber damit aufhören, bestimmte Berufsgruppen wie Lehrer zu verbeamten. Sie könnten in Zukunft als Angestellte arbeiten und damit in die Rentenkasse einzahlen“, sagte Raffelhüschen. Und weiter: „Das funktioniert. Andere Länder haben es bereits vorgemacht.“

Zukunft der Rente: Experten und Politiker blicken mit Sorge auf Pensionslasten

In der Debatte um die Zukunft der Rente richtet sich der Blick immer wieder auch auf die Beamten. Ihre Versorgung im Alter wird – anders als bei Angestellten und Arbeitern – aus Steuermitteln finanziert. So erhalten Staatsdiener als Pension bis zu 71,75 Prozent ihres letzten Bruttogehalts. Zum Vergleich: Das Rentenniveau – eine statistische Größe, die ausdrückt, wie hoch die gesetzliche Rente eines Durchschnittsverdieners nach 45 Beitragsjahren ist – liegt aktuell bei 49,4 Prozent. Und es soll bis zum Jahr 2035 auf unter 46 Prozent sinken. Rentenexperte Raffelhüschen sagte im Interview mit dem Münchner Merkur, dass sogar das nicht reiche. Um die Rente zu stabilisieren, müsste das Rentenniveau weiter absinken – auf 42, 41 oder womöglich sogar 40 Prozent.

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Für die Deutschen heißt das: Sie müssten sich auf noch weniger Rente als ohnehin geplant einstellen. Und die Beamten? Nicht nur Rentenexperten mahnen, auch aus der Politik gibt es Stimmen, die Einsparungen fordern. Erst kürzlich sagte CDU-Vize Carsten Linnemann dem Münchner Merkur: „Das Beamtenwesen in Deutschland muss grundlegend überarbeitet werden.“ Die Pensionslasten drohten den Haushalt zu überfordern. Ähnlich wie Rentenexperte Raffelhüschen wirbt auch Linnemann dafür, in Zukunft weniger zu verbeamten. „Die Schweiz macht es uns vor – und mir ist nicht bekannt, dass die Verwaltungen dort schlechter laufen“, so der CDU-Politiker.

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