So soll Donald Trump 34 Straftaten begangen haben
Der ehemalige US-Präsident wird angeklagt. Ihm und seinem Anwalt wird eine Praxis vorgeworfen, die auch als „Catch and Kill“ bekannt ist.
Donald Trump unterstützte seinen ehemaligen Anwalt Michael Cohen bei der illegalen Schweigegeldzahlungen vor der Wahl 2016 und bestätigte die gemeinsame Vereinbarung 2017 in einem Gespräch im Oval Office. Dies geht aus neuen Dokumenten hervor, die von der Staatsanwaltschaft veröffentlicht wurden, um das angebliche Vorgehen der Angeklagten zu erläutern.
Der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin L. Bragg Jr., enthüllte die Vorwürfe am Dienstag, 4. April 2023, in einer Tatbestandsaufnahme. Diese wurde von seinem Büro veröffentlicht, als die 34 Punkte umfassende Anklageschrift im Rahmen der historischen Anklageerhebung gegen Trump veröffentlicht wurde. Hier weitere deutsche Politiker, die wie Trump angeklagt wurden oder ins Visier der Justiz gerieten.
Anklage gegen Donald Trump: Illegale Zahlungen während Wahlkampf 2016
In dem Dokument wird detailliert beschrieben, wie Trump angeblich drei Schweigegeldzahlungen – eine an den Pornostar Stormy Daniels, eine weitere an das ehemalige Playboy-Model Karen McDougal und eine dritte an einen Türsteher des Trump Towers – mit gefälschten Rechnungen, Hauptbucheinträgen und Schecks vertuscht haben soll.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden diese Zahlungen inszeniert, nachdem negative Informationen über Trump „identifiziert und gekauft“ worden waren. Die Veröffentlichung sollte somit vermieden und seine Wahlchancen für die Wahl 2016 verbessert werden.
Dabei verstießen die Beteiligten gegen Wahlgesetze, fälschten Geschäftsunterlagen und stellten die wahre Natur der Zahlungen für Steuerzwecke falsch dar, heißt es in der Anklageschrift.
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Trump soll das „Catch and Kill“-Konzept für seinen Wahlkampf genutzt haben
Laut Staatsanwaltschaft trafen sich Trump und Cohen im August 2015 mit David Pecker, dem damaligen Geschäftsführer von American Media, dem mehrere Boulevardzeitungen, darunter der National Enquirer, gehören, um potenzielle Negativschlagzeilen während des Präsidentschaftswahlkampfs abzuwenden.
Diese Praxis, die als „Catch and Kill“ (dt. Fangen und töten) bezeichnet wird, ist nicht unüblich. Laut dem New Yorker war American Media jedoch besonders daran interessiert, weil Pecker mit Trump persönlich befreundet war.
Trump-Skandale sollen mit Schweigegeldern gezielt vertuscht worden sein
Der erste „Catch and Kill“ des Medienunternehmens betraf einen Türsteher des Trump Towers, der versuchte, eine Geschichte über ein Kind zu verkaufen, das Trump angeblich außerehelich gezeugt hatte. American Media zahlte dem Türsteher 30.000 Dollar (etwa 28.000 Euro) für die Rechte an der Geschichte – die sich später als falsch herausstellte – veröffentlichte sie jedoch nie.
Beim zweiten „Catch and Kill“ ging es um McDougal, die behauptete, Anfang der 2000er Jahre eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, während dieser verheiratet war. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft zahlte American Media McDougal 150.000 Dollar (etwa 138.000 Euro), damit sie mit der Geschichte nicht an die Öffentlichkeit geht.

Aufgezeichnete Gespräche zwischen Cohen und Trump enthüllen Schweigegeldzahlungen
In einem aufgezeichneten Gespräch im September 2016 soll Cohen Trump gesagt haben, dass er eine Firma für die Überweisung an McDougal gründen würde, und dass er mit dem Finanzchef der Trump Organization darüber gesprochen habe, „wie man die ganze Sache auf die Beine stellt“.
„Und was müssen wir dafür bezahlen?“, fragte Trump nach Angaben der Staatsanwaltschaft. „Einen Fünfziger?“, ergänzte er, bevor er vorschlug, mit Bargeld zu bezahlen. Die Staatsanwaltschaft behauptet, dass Cohen damit nicht einverstanden war und Trump daraufhin vorschlug, per Scheck zu zahlen.
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Trump soll Schweigegeld in Höhe von 130.000 US-Dollar gezahlt haben
Nach der Publikation des Access-Hollywood-Tapes, in dem Trump dem Moderator Billy Bush erzählte, dass er Frauen „bei der Muschi packt“, soll der Chefredakteur von American Media Stormy Daniels Anwalt mit Cohen in Verbindung gebracht haben. Somit sollte ihr Schweigen gesichert werden. Trump wollte die Zahlung von 130.000 Dollar (etwa 120.000 Euro) jedoch angeblich nicht selbst vornehmen, sodass Cohen sich bereit erklärte, dies in seinem Namen zu tun.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft verzögerten die Männer die Zahlung an Daniels bis Oktober 2016. In diesem Jahr eröffnete Cohen ein Bankkonto in Manhattan, für eine Scheinfirma namens Essential Consultants LLC. Cohen, überwies dann 131.000 US-Dollar (etwa 120.000 Euro) von seinem persönlichen Kreditrahmen auf das Konto, bevor er die 130.000 US-Dollar an Daniels Anwalt überwies.
Donald Trump soll illegale Zahlungen als Anwaltshonorar vertuscht haben
Nach der Wahl 2016 zahlte Trump Cohen monatliche Beträge zurück, die nach Ansicht der Staatsanwaltschaft als Zahlungen für juristische Dienstleistungen getarnt waren. Nach Trumps Wahlsieg entband American Media den Türsteher des Trump Tower und McDougal von ihren Geheimhaltungsvereinbarungen.
Vor und nach Trumps Amtsantritt traf er sich laut Staatsanwaltschaft privat mit Pecker, um ihm dafür zu danken, dass er die Geschichten über den Türsteher und McDougal eingestellt hatte. Im Januar 2017 erklärte sich der Finanzchef der Trump-Organisation bereit, Cohen über das ganze Jahr hinweg monatliche Zahlungen im Rahmen einer „Vorschussvereinbarung“ zu leisten, die laut Staatsanwaltschaft gefälscht war. Ein Jahr später trafen sich Trump und Cohen angeblich im Oval Office, um die Rückzahlungsvereinbarung zu bestätigen.
„Insgesamt wurden 34 falsche Einträge in New Yorker Geschäftsunterlagen vorgenommen“
Im Februar 2017 schickte Cohen per E-Mail eine Rechnung mit der Bitte um Zahlung. Diese wurde von der Trump-Organisation genehmigt und an die Kreditorenbuchhaltung geschickt, mit der Anweisung „Unter Rechtskosten verbuchen. ‚Vorschuss für die Monate Januar und Februar 2017‘ in die Beschreibung schreiben“.
Die Staatsanwaltschaft behauptet, Cohen habe dies noch zehn weitere Male getan, wobei in jeder Rechnung fälschlicherweise angegeben wurde, dass es sich um einen Vorschussvertrag handelte. Trump soll auch neun Zahlungen an Cohen persönlich geleistet haben, wobei die Schecks falsche Angaben enthielten.
„Insgesamt wurden 34 falsche Einträge in New Yorker Geschäftsunterlagen vorgenommen, um die erste verdeckte Zahlung von 130.000 Dollar zu verschleiern“, so Braggs Büro in einer Erklärung. „Darüber hinaus unternahmen die Teilnehmer dieses Konzepts Schritte, um für Steuerzwecke die wahre Natur der Erstattungen zu verfälschen.“
Trump riet Cohen während FBI-Razzia, „stark zu bleiben“
Im August 2018 führte das FBI, wie auch 2022 schon in Trumps Anwesen, eine Razzia in Cohens Wohnung und Büros durch. In einem Telefonat soll Trump ihm laut Staatsanwaltschaft gesagt haben, „stark zu bleiben“.
Cohen bekannte sich schließlich in acht Anklagepunkten schuldig, darunter Steuerhinterziehung und falsche Angaben gegenüber einem Finanzinstitut. Im September 2018 unterzeichnete American Media eine Vereinbarung: keine Strafverfolgung im Austausch für die Zusammenarbeit bei den Ermittlungen.
Autorin ist Paige Skinner. Dieser Artikel erschien am 5. April 2023 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.