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Reaktionen auf das WM-Spiel Marokko gegen Frankreich zeigen mal wieder deutsche Vorurteile über den Islam

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Von: Jana Stäbener

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„Muslime: atmen“ und müssen sich Islamkritik anhören. Das sah man beim WM-Spiel Marokko gegen Frankreich auf Twitter und in deutschen Medien.

Am Mittwochabend, 14. Dezember, spielten Marokko und Frankreich im Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft in Katar gegeneinander. Frankreich gewann mit 2:0. Das WM-Spiel Marokko gegen Frankreich, nach dem es in einigen Städten wie Köln zu Ausschreitungen kam, brach dabei einen Rekord: Es hatte mehr als zehn Millionen Zuschauer:innen. Das ist die bisher beste Einschaltquote eines Spiels ohne die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Katar. Trotzdem mussten sich marokkanische Spieler mal wieder so einiges an Vorurteilen gegenüber dem Islam anhören.

Der marokkanische Spieler Sofiane Boufal wird wegen seines erhobenen Zeigefingers und der Art, wie er seine Mutter feiert, zur Projektionsfläche für Islamkritik.
Der marokkanische Spieler Sofiane Boufal wird wegen seines erhobenen Zeigefingers und der Art, wie er seine Mutter feiert, zur Projektionsfläche für Islamkritik. © IMAGO/Michael KienzlerUlmer/Teamfoto

WM-Spiel Marokko gegen Frankreich: Erhobener Zeigefinger für den„Islamischen Staat“?

Schon vor dem Spiel am Mittwoch berichtete unter anderem die Welt über ein Bild der marokkanischen Mannschaft. Der Aufreger: Drei Fußballspieler zeigen nach ihrem Viertelfinalsieg den erhobenen Zeigefinger und posieren mit der marokkanischen Flagge. Dies sei ein Symbol der Extremisten des „Islamischen Staates“, heißt es in einem Beitrag der Welt. Auch die Seite Weltwoche, die für verschwörerische News bekannt ist, greift die Behauptung auf.

Und das, obwohl schon im Welt-Beitrag der islamische Religionspädagoge Mouhanad Khorchide sagt, man dürfe hier nicht zu viel hineininterpretieren. Das Zeichen sei einfach ein Symbol für Muslime weltweit. Weshalb also dann überhaupt dieser Vorurteils-behaftete Satz?

Das Instagram-Format „tickr.news“ vom WDR greift den Welt-Beitrag in einem Reel auf und zeigt Bilder von Sportler:innen weltweit, die mit dieser Geste jubeln. Sie ist im Islam außerdem auch Teil des Glaubensbekenntnisses, wiederholt der Moderator im Beitrag. „Mit Extremismus hat das erst mal nichts zu tun – das sagt auch der Verfassungsschutz.“

Muslimisch in den USA: Eine Achtklässlerin bekommt dort Ärger, weil sie in der Schule Hijab trägt.

WM-Spiel Marokko gegen Frankreich macht Vorurteile gegenüber dem Islam sichtbar

Nach dem Spiel Frankreich gegen Marokko werden weitere Stimmen laut, die Kritik am Islam äußern. So auch die des deutsch-israelischen Psychologen und Autoren Ahmad Mansour. Er ist arabischer Herkunft und beschäftigt sich mit Islamismus und Islamkritik. Einigen geht er damit aber einen Schritt zu weit. Sie sehen darin reine Vorurteile gegenüber dem Islam – manche vergleichen seine Ansichten sogar mit der AfD.

Zum Beispiel als er am 14. Dezember ein Bild eines marokkanischen Spielers mit seiner Mutter teilt. Dazu schreibt er: „Diese Verehrung, man kann es schon als Unterwerfung bezeichnen, gegenüber den Müttern der marokkanischen Spieler ist Ausdruck patriarchalischen Denkens und Erziehungsmethoden und muss psychologisch kritisch betrachtet werden.“

„Muslime: atmen. Ahmad Mansour: das muss kritisch betrachtet werden“, twittert eine Userin dazu. Und „Hä?“, schreibt ein anderer Twitter-User zu dem Tweet von Mansour, den er mittlerweile übrigens wieder gelöscht hat.

Sportredakteur Omar Ali mit kurdischem Hintergrund twittert dazu: „Der Preis für den dümmsten Tweet des Jahres geht an Ahmad Mansour.“ Eine andere Userin schreibt, seine Aussage sei auf „so vielen Ebenen“ problematisch. „Wo kommt eigentlich Ihre ganz Wut her?“ Andere finden, man müsse eher seinen Tweet „psychologisch kritisch betrachten“.

Mehr zum Thema Islam? In China werden die muslimischen Uiguren unterdrückt. China machte aus einer früheren Stadt der Uiguren eine Art Disneyland.

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